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Truppenübungsplatz
Um sie zu schützen, haben die
drei Biologischen Stationen der
Kreise Recklinghausen, Coes-
feld und Borken ein Konzept
für die „Prärie im Münsterland“
entwickelt. Seit Wochen wer-
ben die Naturschutz-Experten
in der Region für ihren Entwurf
- auch in Sythen, geographisch
zwischen den beiden getrenn-
ten Arealen des Truppen-
übungsplatzes gele-
gen. Für westfäli-
sche Naturschutz-
Verhältnisse
ist
schon die Größe
bemerkenswert -
3200 Hektar bilden
eine stattliche Fläche,
und nach den Maßstäben der
Biologen zählt das Gebiet zu
den wertvollsten Schutzgebie-
ten in NRW.
Im westlichen Teil des TÜP bei
Lavesum unterhielt die britische
Armee mehrere Schießbahnen,
während im östlichen Gebiet
um die Borkenberge die Panzer
rollten. Der hohe Wert der Land-
schaft ist - so paradox es klingt
- der jahrzehntelangen militä-
rischen Nutzung und Abschot-
tung zu verdanken. Zivilisten
war der Zutritt verboten, das
wird sich wegen des Risikos, das
Munitionsfunde bergen, auch
nach dem Truppenabzug nicht
ändern. Die Mitarbeiter der Bio-
logischen Stationen zähl-
ten zu den wenigen
Besuchern, die mit
Erlaubnis der Bri-
ten das Gelände
betreten konnten.
„Wir sind seit zehn
Jahren in den Bor-
kenbergen
unterwegs
und machen unsere Arbeit“,
erklärt Matthias Olthoff. Was er
und seine Kollegen entdeckten,
macht Naturschützer froh. 2700
Tier- und Pflanzenarten haben
sich auf dem TÜP angesiedelt,
darunter 70 Prozent aller Rep-
tilienarten, die in Nordrhein-
Westfalen heimisch sind - auch
Mit Wisent und Wildpferd:
Westfalens
Wilder
Westen
Die britische Armee hat das Feld geräumt. Am 1. Juni ist das
Militär abgezogen, der Truppenübungsplatz bei Haltern -
kurz TÜP genannt - hat ausgedient. Was soll nun werden aus
der 3200 Hektar großen Fläche? Dort soll „Westfalens Wilder
Westen“ entstehen, schlagen Biologen vor: Ein Naturschutz-
gebiet, in dem Wildpferd und Wisent für den Erhalt der Arten-
vielfalt sorgen, indem sie als Pflanzenfresser mit großem Ap-
petit Gras und Bewuchs kurz halten. Dann bleiben die Lebens-
räume einer Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere erhalten,
die in Heide und Moor, Bruchwald und Grünland ihre Lebens-
grundlage finden. Wenn aber auf dem Truppenübungsplatz
alles Grün ungehemmt ins Kraut schießen darf, dann breitet
sich dort in zwei Jahrzehnten ein neuer Wald aus, und die Viel-
falt der Arten ginge verloren.