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Weihnachten in Haltern | 09. Dezember 2017
Donnerstagabend, dunkler No-
vember. Rund 50 Sängerinnen und
Sänger strömen in die Räumlich-
keiten der Flaesheimer Dachsberg-
schule. Wo tagsüber kleine Kinder
die Schulbank drücken, lassen die
Erwachsenen nach eigenen Anga-
ben einmal in der Woche „die Sau
raus!“ Und wer ihnen dabei zu-
sieht, vergisst die graue, nasse Jah-
reszeit. Der Raum scheint zu leuch-
ten vor lauter Freude, die der Chor
verbreitet. Kaum erklingt der erste
Ton aus den Kehlen der Sänger und
Sängerinnen, berührt er Herzen.
Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei
sprühen hier aus jeder Ecke und
machen augenblicklich glücklich.
Überhaupt, dieser Gospel-Chor hat
etwas ganz Besonderes, das weit
über die reine Musik hinaus geht.
„Wir sind mehr als nur
ein Chor. Aus unseren Tref-
fen sind richtige Freund-
schaften entstanden ...
Wir treffen uns auch, wenn kei-
ne Chorprobe ist. Wir gestalten
zusammen unsere Freizeit und
fahren zum Beispiel einmal im
Jahr gemeinsam in ein Kloster,“
erzählt eine der Sängerinnen.
Zustimmendes Nicken aus den
Reihen der anderen. „Wir sind
eine Therapiegruppe!“ ruft je-
mand. Alle lachen, Applaus. Die
gegenseitige Zuneigung ist hier
offensichtlich und keiner scheint
sich selbst zu ernst zu nehmen.
Und apropos Ernst, der ist hier
fehl am Platz. Was zählt, ist der
Spaß – am Leben, am Singen und
an der Musik. „Spaß steht bei
uns an erster Stelle. Wir müssen
keine Noten kennen und nicht
perfekt singen. Unsere Chorlei-
terin brennt uns Melodien mit
Mimik und Gestik ein,“ erklärt
ein Chormitglied das Erfolgskon-
zept. Denn Noten hin oder her –
das, was am Ende herauskommt
klingt mehr als professionell.
Chorleiterin Andrea Kittel,
hauptberuflich Musiklehrerin, ist
sichtlich berührt. Sie ist seit der
Gründung im Jahr 2004 mit dabei
und konnte zusehen, wie die Zahl
an Teilnehmern stetig gewachsen
ist. Mittlerweile gehören rund 70
Mitglieder zu Nameless Joy. Und
rekrutieren musste man nie. Die
Interessierten seien ganz von
selbst gekommen. Aber das sei ja
auch klar, weiß einer der Sänger
mit tiefer Stimme. „Wir geben im-
mer alles und sind einfach anste-
ckend. Wer einmal dabei war, ist
infiziert, süchtig und will einfach
nur weitermachen. Gospel sin-
gen macht zuverlässig glücklich.
Da kommt man nicht mehr von
los!“ Applaus aus der Runde. Die
Beschreibung hat es auf den Kopf
getroffen. Es ist offensichtlich,
dass hier Menschen zusammen-
gefunden haben, die ihre Lei-
denschaft leben. Und das kommt
auch beim Publikum an. „Wenn
alles so richtig stimmig ist und
man Entenpelle bekommt, dann
springt meistens der Funke über.
Wenn Nameless Joy loslegen, dauert es nicht lange, bis sie das ganze Publikummitreißen.
Spaß und Lebensfreude haben bei
Nameless Joy oberste Priorität.
Hier gilt der Grundsatz:
Gospel macht zuverlässig glücklich.