Lokallust Spezial Wirtschaft&Beruf - page 27

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WIRTSCHAFT
&BERUF
Patienten deshalb lieber ihr eige-
nes Gelenk behalten. Außerdem
kommt hinzu, dass künstliche
Gelenke in der Regel nur zehn bis
fünfzehn Jahre halten. Danach
muss sich der Patient einer Wech-
seloperation unterziehen. Diese
birgt erneute Risiken. „Doch ein
künstliches Hüftgelenk sollte
unbedingt in Betracht gezogen
werden, wenn der Zeitpunkt er-
reicht ist, an dem konservative
Behandlungsmethoden
nicht
mehr ausreichend sind und die
Lebensqualität durch anhaltende
Schmerzen und Bewegungsein-
schränkungen erheblich beein-
trächtigt ist“, führt der Chefarzt
fort.
Die Mobilität erhalten
Wenn als letzter Ausweg nur
noch eine Operation Schmerz-
linderung bringen kann, dann
wird der Eingriff nach Möglichkeit
minimalinvasiv
durchgeführt.
„Das ist eine Methode, bei der
besonders
knochenerhaltend
und gewebeschonend vorgegan-
gen wird“, sagt Dr. med. Baums.
Beim Gelenkersatz werden Teile
des Knochens entfernt und durch
Prothesen ersetzt. Beim minima-
linvasiven Eingriff verschafft sich
der Operator den Zugang zum
Gelenk durch kurze Hautschnit-
te und vorhandene Lücken zwi-
schen den Muskeln. Umliegendes
Weichteilgewebe wird möglichst
geschont.
Der entscheidende Vorteil da-
bei ist, dass der Patient nach
der Operation wieder deutlich
schneller auf den Beinen ist. „Bei
jeder Operation berücksichtigen
wir außerdem die anatomischen
Besonderheiten der Patienten.
So passen wir das künstliche
Gelenk an die individuellen Ge-
gebenheiten an.“ Dafür wird ein
standardisiertes
Röntgenbild
vom gesamten Becken angefer-
tigt, das anschließend in ein Soft-
wareprogramm integriert wird.
Hier kann beispielsweise die
Muskelspanne ausgemessen und
die perfekte Platzierung erkannt
werden.
„Wir arbeiten hauptsächlich
mit zwei wesentlichen Implanta-
ten. Der normale Hüftschaft ist
für ältere Patienten vorgesehen.
Bei jüngeren verwenden wir oft-
mals die sogenannte Kurzschaft-
prothese“, sagt der Gelenkspezi-
alist.
Die Kurzschaftprothese un-
terscheidet sich rein äußerlich
durch ein kürzeres und kleineres
Grunddesign im direkten Ver-
gleich zu den konventionellen
Schäften. So wird bei einer Ope-
ration mehr Knochensubstanz
gespart und gleichzeitig das
weichteilschonende Operations-
verfahren unterstützt. „Meistens
können wir den Kurzschaft nur
bei Patienten unter 60 Jahren an-
wenden, da eine gute Knochen-
qualität Grundvoraussetzung ist,
damit der Schaft verankert wer-
den kann.“
Nach einer gelungenen Ope-
ration wird der Patient meistens
acht bis zehn Tage stationär be-
handelt. Dazu zählt ab dem er-
sten Tag nach dem Eingriff auch
die Krankengymnastik, um die
Mobilität schnellst möglich wie-
der zu erlangen. Danach ist eine
drei Wochen lange Reha vorge-
sehen. „Nach sieben Wochen
sollte der Patient dann wieder
möglichst ohne Gehhilfen laufen
können.“
Interdisziplinäre
Zusammenarbeit
Großes Potential sieht der Me-
diziner in der interdisziplinären
Zusammenarbeit im St. Elisa-
beth Krankenhaus. „Besonders
die schmerztherapeutische Be-
treuung der Patienten durch die
Anästhesie bietet beste Voraus-
setzungen, um Gelenkerkran-
kungen optimal
zu behandeln“,
betont
der
Chefarzt. Ge-
meinsam mit
den
Kol-
legen
des
neuen Fach-
b e r e i c h s
„Medizin im
Alter“
kann
wiederum der
Genesungspro-
zess älterer Men-
schen beschleu-
nigt werden. „Es
ist
eine
ideale
Möglichkeit für äl-
tere Menschen. Die
kurzen Wege im Haus
sind ein großer Vor-
teil.“
Qualitätssicherung
Damit die Qualität der Be-
handlung auch nach außen
dokumentierbar und transpa-
rent wird, strebt der neue Chef-
arzt eine Zertifizierung der Klinik
durch verschiedene Fachgesell-
schaften an. Zudem gehört die
Klinik zur kontinuierlichen Qua-
litätsmessung dem Endoprothe-
senregister Deutschland (EPRD)
an. Hier werden sämtliche Daten
gesammelt, um die Versorgungs-
qualität für die Patienten zu ver-
bessern. Mit Hilfe des EPRD ist es
leichter als bisher möglich, Pro-
bleme bei künstlichen Hüft- und
Kniegelenken zu identifizieren.
Daten von Kliniken über den Ein-
bau der Gelenke in pseudonymi-
sierter Form werden zusammen-
getragen und unter wissenschaft-
lichen Gesichtspunkten ausge-
wertet. Dadurch ist es möglich,
mehr über die Gründe für eine
Wechseloperation zu erfahren,
etwa ob es zu Komplikationen
beim Einbau gekommen war
oder ein vorzeitiger Verschleiß
des Implantats die Ursache ist.
Weitere Informationen erhalten Inte-
ressierte auf der Webseite
.
de. Sollten Sie Fragen zu operativen
Eingriffen haben, die dort nicht beant-
wortet werden, oder möchten Sie eine
Zweitmeinung einholen, können Sie ger-
ne einen Termin vereinbaren. Mit einer
Überweisung vom Haus- oder Facharzt
können Sie sich für eine Sprechstunde
bei Dr. med. Mike H. Baums anmelden.
Chefarztsekretärin Monika Saborrosch
nimmt unter der Telefonnummer (02362)
29-53202 Ihre Voranmeldung entgegen.
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