Lokallust Dorsten - page 59

Fritz Schaefer (Jahrgang 1997) ist ein leidenscha licher Beobachter
und Belauscher. Er teilt seine Gedanken und Erlebnisse monatlich in der
Dorstener Lokallust mit. Lustig, charmant und bestimmt auch kritisch.
Die Fritz-Kolumne ist online zusätzlich immer hörbar – als Pommes-
Soko-Erfinder und Ex-Mike-Litt-Praktikant hat der Autor auch ein Faible
für das gesprochene Wort. QR-Code scannen oder unter lokallust.de
anhören.
- Schließlich heiße ich Fritz.
DAS ZITTERNDE BEIN
Ich sitze im Zug nach Hamburg. Mir
gegenüber sitzt ein älterer Herr,
der rund um seinen Kopf krauses
weißes Haar trägt. Er sieht aus wie
ein zerstreuter Professor, finde
ich. Dauernd zup er an seinem
Pullover und seiner Hose herum
und entfernt imaginäre Fusseln
und Haare. Das müssen richtig vie-
le Fusseln und Haare sein, die er
sich da einbildet. Eine ganze
Schicht nur aus Fusseln
und Haaren. Er zup sie
von seinem Pullover und
schnipst sie gedankenlos
in meine Richtung. Gut,
dass da in Wirklichkeit
gar keine Fusseln
und Haare sind.
Als er einiger-
maßen
be-
freit zu sein
scheint von
den ganzen Fusseln und den vielen
Haaren und ein bisschen zur Ruhe
kommt, fällt ihm auf, dass ich ihm
gegenüber sitze. Ohne Umschwei-
fe und lästige Begrüßungsfloskeln
erklärt er mir die schillernde Welt
der Quantenphysik. Ja, wirklich!
Ich höre interessiert zu, verstehe
aber nichts. Was ich allerdings fas-
zinierend finde, ist, dass ein Quan-
tensprung eigentlich das
Gegenteil von einem gro-
ßen Fortschritt bedeutet.
„Wenn Ihnen das nächste
Mal jemand von einem
tollen Quantensprung be-
richtet, glauben Sie ihm
kein Wort!“, meint
er zu mir.
Der Herr will
gerade die
B i l d e r
b e r g -
Verschwörung erläutern („Das ist
keine Verschwörungstheorie, son-
dern eine richtig echte Verschwö-
rung“), da muss ich auch schon
aussteigen. Schade, das war un-
terhaltsam. Wir verabschieden
uns und ich steige aus. Draußen
bleibt es unterhaltsam. Auf dem
Bahnhofsvorplatz läu ein Mann
an mir vorbei. Und eine schwar-
ze Katze. Also, die Katze läu auf
dem Mann. Sie wuselt an seinem
ganzen Körper her-
um, ohne herunter-
zufallen. Als wäre
ihr Herrchen mag-
netisch, bewegt sie
sich flink von seinen
Beinen zu seinen
Schultern,
wieder
zurück, links, rechts,
oben, unten, hinten,
vorne. Während der Mann an mir
vorbeiläu . Irgendwie auch gru-
selig. In Hamburg besuche ich
eine Veranstaltung. Zu meiner
Linken sitzt eine uns allen fremde
Frau. Sie ist ganz schick gekleidet,
macht aber den Eindruck, als wolle
sie eigentlich überhaupt nicht hier
sein. Jedenfalls guckt sie ziemlich
grimmig in Richtung meiner Schu-
he. Vielleicht liegt es auch an mir,
denke ich. Bin ich vielleicht in ei-
nen übelriechenden Hundehaufen
getreten? Kurze Kontrolle – nein.
Nervös macht mich ihr Blick trotz-
dem. Ich bin einer dieser Men-
schen, die in solchen Situationen
(Nervosität, Langeweile, Schulun-
terricht) anfangen, mit dem Bein
zu zittern und zu wippen. Einfach
so, zur Entspannung. Liegt bei uns
in der Familie.
Der Frau gefällt es gar nicht. Sie
macht mir das nicht etwa verbal
deutlich, sondern indem sie mit
der Hand mein Bein runterdrückt,
so dass es nicht mehr zittern
kann. Ich weiß gar
nicht, was ich sa-
gen soll. Während
der
Veranstaltung
allerdings, und da
muss ich mich für
die Dame entschul-
digen, rülpst sie die
ganze Zeit. Vielleicht
ist das ihre Art, mir
zu zeigen, dass sie ebenfalls nervös
ist. Zwar rülpst sie nicht laut, aber,
und da muss ich mich wieder ent-
schuldigen, sie bläst ihre Verdau-
ungsgase seitlich aus ihrem Mund
und nach rechts zu mir. In mein Ge-
sicht. Nach dem dritten Mal drücke
ich meine Hand auf ihren Mund, so
dass sie nicht mehr rülpsen kann.
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1966 - 2016
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25. Juni 2016
Es gibt Tage in meinem Leben, die sind sehr komisch. Komisch im Sinne von
seltsam. O auch komisch im Sinne von lustig. Der Tag heute ist sehr komisch.
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