Lokallust Haltern am See - page 22

22
Milchtankstelle in Flaesheim
Empfehlung des Bundesinstituts
für Risikobewertung, die auch
auf dem Automaten zu lesen ist:
„Rohmilch, vor dem Verzehr ab-
kochen.“ Denn die Milch kann
Krankheitserreger enthalten, die
für Menschen mit geschwächter
Immunabwehr gefährlich sind.
Eine Erhitzung von 30 Sekunden
Dauer auf 72 Grad soll ausrei-
chen, um Keime abzutöten.
Vor einem Vierteljahr hat Georg
Schulte-Althoff seine Milchtank-
stelle in Betrieb genommen, und
seine erste Zwischenbilanz fällt
positiv aus. „Die 24-Stunden-Öff-
nung kommt vielen entgegen“,
hat er beobachtet, die Abend-
stunden und der frühe Morgen
sind beliebte Zapf-Zeiten. Dabei
hat der Halterner eine unerwar-
tete Entdeckung gemacht: „Man
glaubt gar nicht, wie gern Männer
zapfen.“ Nicht nur Bier.
Nun muss sich zeigen, wie die
Milchtankstelle während des
ersten Winters angenommen
wird. Sie bedeutete eine Inves-
tition im fünfstelligen Bereich,
„dafür bekommt man schon ei-
nen Kleinwagen“, stellt Georg
Schulte-Althoff fest. Den 57-Jäh-
rigen interessiert die Entwick-
lung über den Verlauf mehrerer
Jahre. Das Ehepaar erprobt mit
der Zapfanlage eine Möglichkeit
der Selbstvermarktung, die hö-
here Wertschöpfung und Wert-
schätzung des Produkts verbin-
det. Die Milchbauern produzieren
unter starkem Preisdruck; im
August protestierten Landwirte
in Deutschland gegen den aktu-
ellen Preisverfall bei Milch. Der
durchschnittliche Auszahlungs-
preis für einen Liter Kuhmilch be-
trägt etwa 28 Cent, stellt Schulte-
Althoff fest. Zum Vergleich: Im
Januar 2014 lag dieser Wert noch
bei 40,22 Cent, meldet die Agrar-
markt Informations-Gesellschaft
(AMI). Vor diesem Hintergrund ist
seine Initiative auch der Versuch,
den Spielraum für wirtschaftliche
Eigeninitiative und Unabhängig-
keit zu erweitern. Auch das ver-
änderte
Verbraucherverhalten
eröffnet der Milchtankstelle eine
Perspektive; ob sie lohnend und
ausbaufähig ist, wird sich zeigen.
Einige Bürger zahlen aus Über-
zeugung einen Aufpreis für unbe-
handelte Lebensmittel: Weil sie
naturbelassene Produkte vorzie-
hen und umweltverträgliche Pro-
duktionsmethoden sowie eine
Tierhaltung unterstützen wollen,
die den Blick in den Stall nicht
scheuen muss. Elisabeth Schul-
te-Althoff greift ein lebhaft disku-
tiertes Stichwort auf: „Wir haben
auch „Turbo“-Kühe, die viel Milch
geben. Aber unsere Tiere füh-
len sich wohl“, sagt sie. „Unsere
Stammkunden wollen frische
Milch, und das verbinden sie mit
einem Besuch auf dem Hof“, hat
ihr Ehemann beobachtet; beide
freuen sich über das Interesse
der Verbraucher an den Milchkü-
hen und ihrer Haltung. Manche
Besucher haben sich auch vorab
auf der Homepage der Familie
über die Lebensbedingungen
der Tiere informiert (
milch24stunden.de), die im Som-
mer auf die Weide gehen können
und fast ausschließlich mit Fut-
ter versorgt werden, dass Georg
Schulte-Althoff selbst anbaut.
Seine Ehefrau hat sich intensiv
mit Lebensmittelkunde und Er-
nährung beschäftigt. „Wir erle-
ben auch bei den Kühen immer
wieder, dass Ernährung und Ge-
sundheit zusammenhängen.“ Das
Wissen um den Nutzen hochwer-
tiger Nahrung, um den Einfluss
von Nahrungsmitteln auf den
menschlichen Organismus ist
Die schöne Milchflache nehmen…
Geld einwerfen und z apfen…
1...,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21 23,24,25,26,27,28,29,30,31,32,...48
Powered by FlippingBook