Lokallust Dorsten - page 4

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Wappenbaum Wulfen
WULFEN FEIERT
NICHT WEIT
VOM STAMM
„Unser Dorf soll schöner werden“ hört man immer
wieder. Oft bleibt es aber nur bei großen Worten,
ohne dass viel passiert. In Wulfen ist es anders:
Hier haben 24 Vereine gemeinsam die Ärmel hoch-
gekrempelt und den Worten Taten folgen lassen.
Innerhalb von fünf Jahren haben sie ihre Dorfmitte
von einer öden Brache zu einem schmucken Zen-
trum verwandelt – und sind zu recht stolz darauf.
Viele hundert Jahre lang war der Holtkamps Hof aus dem
Dorfzentrum Wulfens nicht wegzudenken. Dort, wo sich
heute Hervester und Dülmener Straße treffen, stand das
alte bäuerliche Fachwerkhaus zentral im Schatten di-
cker Bäumen. Für solche ländliche Romantik hatten die
Stadtplaner der 60er Jahre aber wenig übrig: Die neue
Zeit verlangte nach breiten Autostraßen, und da war
der Holtkamps Hof nur noch ein Hindernis. 1967 kaufte
die Gemeinde das Bauernhaus auf und ließ es abreißen.
Jetzt hatten die Autos Platz, und neben der Straße blieb
nur eine langsam verödende Grünfläche übrig. Um die
Jahrtausendwende hatten hier Moos und Unkraut längst
die Oberhand gewonnen, und niemandem wäre es ein-
gefallen, hier längere Zeit zu verbringen.
Das sollte sich um 2009 ändern: Nach einer Idee von Hu-
bert Schäpers, seinerzeit Chef der Wulfener Schützen,
und mit einer engagierten Schar von freiwilligen Helfern
aus verschiedenen Vereinen, wurde ein Maifest ins Le-
ben gerufen. Die Idee war so einfach wie genial: Der Erlös
der gemeinsamen Feier sollte für die Verschönerung des
Dorfes ausgegeben werden. Als weithin sichtbares Zei-
chen der Verbundenheit hatten sich die Organisatoren
ebenfalls etwas besonderes ausgedacht: Ein großer
Baum mit breiten Querträgern aus Schmiedeeisen, an
denen die Wappen aller Vereine aufgehängt sein sollten.
Solche Wappenbäume gab es an verschiedenen Stellen
schon im Münsterland, aber der Wulfener Baum sollte
natürlich etwas Besonderes sein. Und den galt es erst
einmal zu finanzieren. So flatterten die Schmuckbänder
im ersten Jahr noch an einer bescheidenen Birke, aber
die Feier zum 1. Mai 2010 wurde ein so großer Erfolg,
dass sich die Spendenkasse prächtig füllte. „Wir haben
das Geld zusammen“, konnte Hubert Schäpers danach
stolz verkünden.
Der König schält das Geschenk des Grafen
Im kalten Winter zogen die Wulfener dann los, um sich
den passenden Stamm für ihr Vorhaben auszusuchen.
Die fröhliche Truppe wurde schließlich in Lembeck fün-
dig, wo ihnen der Graf für ihr Vorhaben einen Baum ver-
sprochen hatte. Der mächtige Riese war schnell gefällt,
aber er musste erst einmal eine Weile lagern, um nicht
krumm zu werden. Mit schwerem Gerät wurde er deswe-
gen zum Wulfener Heimathaus gebracht, wo er auf seine
Weiterbearbeitung wartete. Die kam unter anderem in
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