Lokallust Haltern am See - page 12

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Grabungshelfer | 23. April 2016
„Das war ja total eng da drin“,
staunt Jonas, sieben Jahre alt,
als er erfährt, dass einmal 5.000
Soldaten in dem Römerlager in
Haltern untergebracht waren und
die jeweils zu viert in einer klei-
nen Kammer schlafen mussten.
Jonas ist eines von 14 Kindern,
die sich an der Ferienaktion des
Römermuseums „Grabungshelfer
gesucht“ beteiligen. Doch noch ist
die Gruppe nicht draußen auf dem
Gelände, sondern im Museum,
wo Marianne Gorissen den Kin-
dern im Alter von sieben bis zehn
Jahren am großen Modell des Rö-
merlagers erst einmal erklärt, wie
der Alltag der Legionäre so ablief.
Sehr engagiert und kindgerecht
schildert sie, dass die Funde in
den Vitrinen des Museums eigent-
lich nur „Müll“ sind. Das, was man
heute noch findet und ausstellt,
haben die Soldaten vor circa 2.000
Jahren weggeworfen – ein wahrer
„Goldschatz“, da die Archäologen
daraus so viel über das Leben im
Lager erfahren können.
Nach gut 20 Minuten „Theorie“
WIR HABEN EINEN
KNOCHEN GEFUNDEN!
Junge Grabungshelfer gehen im Römermuseum auf Entdeckungstour
geht es dann heraus aufs Gelände
hinter dem Museumsbau. Denn
schließlich sollen sich die „Jung-
archäologen“ ja als Grabungshel-
fer betätigen. Marianne Gorissen
ist froh, dass es heute nicht reg-
net. „Wir haben für schlechtes
Wetter zwar immer ein Ersatz-
programm, aber draußen macht
es mir und vor allem den Kindern
natürlich viel mehr Spaß“. Seit
einigen Jahren geht die ausge-
bildete Althistorikerin und The-
aterpädagogin mit Kindergrup-
pen im Römermuseum auf Entde-
ckungstour. Nach dieser Gruppe
kommen am Nachmittag noch
etwas ältere Kinder zum Graben.
„Ich mache das jetzt schon einige
Jahre und kann mich recht gut
auf die unterschiedlichen Grup-
pen einstellen, Probleme gibt es
da nur ganz selten“. Marianne
Gorissen hat auch heute alles „im
Griff“, die Kids sind voll bei der
Sache. Vor dem Grabungshaus,
das genau genommen aus zwei
Garagen besteht, werden die „an-
gehenden Archäologen“ in Zwei-
ergruppen aufgeteilt und erst ein-
mal mit dem ausgestattet, was
ein Grabungshelfer so braucht
– Schüppe, Sieb und ein Kasten,
in dem die Funde gesammelt
werden. Doch erst muss noch ein
Gelöbnis abgegeben werden: „Ich
gelobe feierlich, dass ich alle Fun-
de sogfältig behandle, alles abge-
be und meinen Arbeitsplatz sau-
ber verlassen werde“, sprechen
die 14 Kinder mit großem Ernst
Marianne Gorissen nach - und ab
geht es zu der Grabungsstelle.
Hier wartet schon Bettina Trem-
mel, Archäologin beim Land-
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