Lokallust Dorsten - page 6

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Die Ursulinen
Die Leiterin des Klosters Schwester Teresa (rechts) und Schwester
Barbara freuen sich über die vielen Werke, die Tisa von der Schulenburg
hinterlassen hat
Die Klosterkirche – Gäste sind hier willkommen
Text: Martina Jansen
Fotos: Martina Jansen,
Horst Weihrauch und privat
nommen zu werden. Schwester
Paula, Tisa von der Schulenburg,
die wohl bekannteste Ursuline
in Dorsten, konnte trotz zwei ge-
schlossener Ehen das Keusch-
heitsgelübde doch noch ablegen,
da evangelisch geschlossene Ehen
in der katholischen Kirche damals
nicht anerkannt waren. In diesem
Fall „zum Glück“, denn sowohl
Schwester Teresa als auch Schwe-
ster Barbara sind sichtlich stolz
auf ihre Mitschwester, die 1972
zum Ehrenbürger der Stadt Dor-
sten ernannt wurde.
Sie führen mich durch ein Laby-
rinth von Gängen und Stockwer-
ken hinunter zum Atelier. Schwe-
ster Barbara kennt diese Gänge
sehr genau, saß sie doch lange
genug an der Schulpforte und
nahm auf dem Weg zur Arbeit und
zurück genau diese Strecke.
Wir halten kurz an der Kirche.
Etliche Werke der verstorbenen
Künstlerin sind hier ausgestellt.
Am auffälligsten ist wohl die Bron-
zetür, gestaltet von Schülerin und
Schülerinnen des Gymnasiums
St. Ursula. Die Innentür erzählt
die Schöpfungsgeschichte, auf
der anderen Türseite sind alle
Weltreligionen aufgeführt. Auch
das von beiden Seiten gestaltete
Kreuz über dem Altar entstammt
den Händen Schwester Paulas.
Schwester Barbara hat dafür eine
ganz eigene Interpretation: „Das
Antlitz und die Kleidung lassen
auf eine Frau schließen und die
angewinkelten Knie bedeuten Be-
wegung. Damit wollte uns Schwe-
ster Paula sagen: „Jesus lässt uns
nicht allein, er begegnet uns in al-
len Mitmenschen.“
Im Vorraum ihres Ateliers reisen
Besucher in die Vergangenheit.
Fotos aus etlichen Jahrzehnten
sind hier ausgestellt: Schwester
Paula mit Johannes Rau, der sie
auf einer Mahnwache zur Schlie-
ßung Fürst Leopolds als „Perle
des Ruhrgebietes“ bezeichnete,
Fotos mit Schwester Paula und
der jungen Angela Merkel, Fotos
Das Titelbild sowie das Foto,
das Schwester Paula zeigt, hat
uns freundlicherweise Horst
Weihrauch aus seinem großen
Archiv zur Verfügung gestellt.
Bei Interesse an seinen Fotos
stellen wir gerne den Kontakt
zu Herrn Weihrauch her.
In der nächsten Ausgabe
stellen wir Ihnen diesen
Fotografen näher vor.
ihrer beiden Ehemänner – eine rie-
sige Sammlung Schwarz-Weiß-Fo-
tos. Und dann stehen wir endlich
eine Tür weiter im Atelier der be-
gnadeten und vielseitigen Künst-
lerin. Hier blieb die Zeit stehen,
nichts wurde verändert. Selbst die
obligatorischen Mützen, die Tisa
von Schulenburg stets trug, lie-
gen auf der Lehne des Schaukel-
stuhles, in dem sie – gewöhnlich
mit Mütze – ihre Gäste empfing.
Den riesigen künstlerischen Nach-
lass verwaltet Schwester Barbara.
Und das ist eine echte Lebensauf-
gabe. Schublade an Schublade ist
gefüllt mit Zeichnungen.
20 davon sind noch bis Ende
März in der Sozietät Woltsche,
Brieskorn + Partner GbR ausge-
stellt. „Mach den Mund auf für die
Stummen“, das war Schwester
Paulas Lebensmotto. „Daher trägt
die Ausstellung auch den Titel:
‚Dem Leid eine Stimme geben‘“,
erklärt Schwester Barbara.
Führungen durch das Atelier
können bei ihr unter der Telefon-
nummer 02362/7852676 angemel-
det werden. Gerne führt sie Sie
durch die Räume und unterhält
sie mit interessantemWissen über
ihre Mitschwester Sr. Paula.
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