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Briefmarkenfreunde
Für Markensammler muss die Welt im Jahr 1862 sehr
übersichtlich gewesen sein. Denn damals waren nur einige
Hundert unterschiedlicher Exemplare in Umlauf - die erste
Briefmarke wurde 1860 in England verwendet. Für eine
vollständige Kollektion sämtlicher Briefmarken, die jemals
erschienen waren, genügte zwei Jahre später ein einziges
Album. Drei Alben braucht Gerhard Kalb, um nur einen
kleinen Ausschnitt der weltweiten Wertzeichen-Produktion
unterzubringen.
Der Dorstener besitzt alle Mar-
ken, die in der Bundesrepublik
seit ihrer Gründung 1949 bis zum
Jahr 2003 erschienen sind, als er
das Sammeln einstellte. Diese
2200 Marken decken einen Zeit-
raum von fünf Jahrzehnten ab,
und Kalb blättert gern in seinen
Alben. Das klingt selbstverständ-
lich, trifft aber nicht auf jeden
Markenliebhaber zu, wie der
77-Jährige versichert. Er kennt
viele Philatelisten, deren Freude
an diesem Hobby auf den Besit-
zerstolz beschränkt ist. Kalb hin-
gegen interessiert die Historie,
die sich in den Marken spiegelt,
und die Geschichten, die sie er-
zählen.
Gerd Graaf geht es ebenso, wenn
er auch andere Schwerpunkte
setzt. Der Schermbecker sam-
melt neben Marken auch An-
sichtskarten, Briefe und alte
Schriftstücke, die einen Bezug
zu seiner Heimatregion haben.
„Das ist Stadtgeschichte pur in
Gestalt alter Dokumente“, er-
klärt der 65-Jährige und schildert
ein Beispiel: Ihm hat eine solche
Botschaft aus der Vergangen-
heit schlaglichtartig die Wirkung
der Inflation verdeutlicht. Als im
deutschen Reich die Geldentwer-
Gerhard Kalb (l)
und Gerd Graaf sind
Markenliebhaber
und beide interes-
siert die Historie
und auch die
Stadtgeschichte.
I
hr Umzug in guten Händen
02362 -2 20 27
Möbelspedition
seit 1872
Anzeige
tung ihren Höhepunkt erreich-
te, stellte die Sparkasse einem
Schermbecker Kunden eine Kar-
te zu: Sein Guthaben von 4000
Reichsmark sei auf Null Gold-
mark gesetzt worden, der Kun-
de könne sich sein Guthaben in
(wertloser) Papierform abholen.
Das Hobby, das die beiden Män-
ner verbindet, hat früher mehr
Liebhaber gefunden. Das lässt
die Mitglieder des Vereins der
Briefmarkenfreunde
Dorsten
nicht kalt, die am 25. Oktober
zum Tauschtag einladen. Bereits
vor mehr als 100 Jahren hat es
einen Verein der Markensamm-
ler in Dorsten gegeben; Absen-
der und Anschrift eines Briefes
aus dem Jahr 1895 haben Gerd
Graaf auf die Spur dieser Gruppe
gebracht, die sich nach dem Göt-
terboten der griechischen My-
thologie nannte: „Club Merkur“.
Eines seiner Mitglieder bestellte
1895 eine Briefmarke aus Ame-
