Lokallust Dorsten - page 17

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24. Februar 2017
Damals in Dorsten
Tief in einem hölzernen Sarg, fast
vergessen, schlummert in Dor-
sten eine mythische Dame. Einst
blickte sie trutzig nach Westen
und gedachte kaiserlichen Solda-
ten, dann wiederumwurde sie von
den Nazis missbraucht, vom Krieg
geschädigt und unter Holz in die
Dunkelheit verbannt. Kein ruhm-
reiches Schicksal für die schöne
Germania.
Dabei schien ihre Geschichte
vor 121 Jahren viel ruhmreicher zu
beginnen: Deutschland hatte sich
nach einer Reihe von blutigen Eini-
gungskriegen von einem Bündnis
kleinster Staaten zu einem Natio-
nalstaat gewandelt. In der allge-
meinen Begeisterung sprossen
in ganz Deutschland patriotische
Denkmäler wie Pilze aus dem Bo-
den. Beliebtes Motiv war neben
Bismarck und demKaiser die Figur
der Germania: Deutschland in Ge-
stalt einer eichenblattgekrönten
Frau, die nicht selten ein Schwert
in der Hand trug.
1896 wurde eine solche Skulp-
tur auch in Dorsten errichtet: Ge-
genüber des Essener Tores blickte
nun die stolze Germania mit
Schwert und Krone nach Westen.
Mythos Germania
Auf dem Sockel erinnerte eine
Inschrift an die Gefallenen der
beiden Kriege 1864 (gegen Däne-
mark) und 1870/71 (gegen Frank-
reich). LetzteremGegner galt auch
die Blickrichtung der Germania,
was in jener Zeit erbitterter Rivali-
tät mit dem westlichen Nachbarn
bei vielen Statuen üblich war. Die
eiserne Dame war zunächst ein
beliebtes Foto- und Postkarten-
motiv, aber nach dem bald fol-
genden verlorenen 1. Weltkrieg
war von der patriotischen Auf-
bruchsstimmung, für die die Ger-
mania stand, nicht mehr viel übrig
geblieben. Während der Weimarer
Republik hatte sich ihre Strahl-
kraft offenbar schon so weit abge-
nutzt, dass sie 1929 aus „verkehrs-
technischen Gründen“ abgebaut
und eingelagert wurde.
Aus dem Ruhestand geholt
wurde die kaiserliche Figur ausge-
rechnet von den Nazis: Nach dem
Wahlsieg Hitlers und dessen Er-
nennung zum Reichskanzler 1933
holten die Dorstener NSDAP-Ka-
der die Germania wieder aus
ihrer Abstellkammer, ließen sie
mit einem Hitlerbild und Blumen
behängen und stellten sie am
„Führergeburtstag“ mit groß-
em Pomp an der Ecke Gahlener
Straße / Westwall auf. Zu Kasse
für die ganze Zeremonie, bei der
das Denkmal nun auch für die im
Straßenkampf umgekommenen
SA-Leute stehen sollte, wurden
diejenigen
Stadtverordneten
gebeten, die für den Abbau ge-
stimmt hatten. Auf einmal war aus
dem preußischen Kriegerdenkmal
eine Symbolfigur des neuen deut-
schen Heldentums gemacht wor-
den, wie es die Nazis gerne herbei-
reden wollten.
Genützt hat es nichts: Nach dem
verlorenen 2. Weltkrieg lag Nazi-
deutschland in Trümmern. Auch
die Dorstener Germania hatte so
manche Kriegsnarbe davon ge-
tragen, so dass sie 1951 endgültig
abgebaut wurde. Seitdem ruht sie
in einer Holzkiste, aus der sie 30
Jahre später fast wieder erweckt
worden wäre, um nun als Anti-
kriegsdenkmal wieder einen Platz
in der Altstadt zu bekommen. Ein
entsprechender Antrag scheiterte
nur knapp, aber der Denkmal-
schutz wurde bewilligt. Das Ende
des Dornröschenschlafes Germa-
nias ist aber bis auf Weiteres un-
wahrscheinlich geworden.
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