Lokallust Dorsten - page 59

Fritz Schaefer (Jahrgang 1997) ist ein leidenschaftlicher Beobachter
und Belauscher. Er teilt seine Gedanken und Erlebnisse monatlich in der
Dorstener Lokallust mit. Lustig, charmant und bestimmt auch kritisch.
Die Fritz-Kolumne ist online zusätzlich immer hörbar – als Pommes-
Soko-Erfinder und Ex-Mike-Litt-Praktikant hat der Autor auch ein Faible
für das gesprochene Wort. QR-Code scannen oder unter lokallust.de
anhören.
- Schließlich heiße ich Fritz.
„WIR SIND SO!“
Fast hätte ich diese Kolumne
mit dem Satz „Kennen Sie das
auch?“
angefangen.
„Kennen
Sie das auch?“ ist eine ziemlich
uninspirierte Floskel, finde ich.
Das schreibt man nur, wenn man
künstlich Nähe zum Leser erzeu-
gen will (oder muss). Aber, ich bitte
Sie, wie lange kennen wir uns jetzt
schon? Haben wir das nötig? Nein.
Wir sind uns doch schon so
nah.
Upps, ich merke schon,
ich bin auch nicht besser.
Jetzt aber, da ich mich
erklärt habe, könnte ich
ja einen Satz mit „Kennen
Sie das auch?“ an-
fangen. Das wä-
re dann „iro-
nisch gebro-
chen“. Ken-
nen Sie das auch: Diese künstliche
Nähe? Mir persönlich ist es immer
etwas unangenehm, wenn sich je-
mand so anbiedert.
Während meiner Schulzeit war ich
oft irritiert, wenn Lehrer plötzlich
Worte wie „geil“ oder „megak-
rass“ benutzt haben, damit wir
Schüler auch ja merken, dass wir
voll auf einer Wellenlänge sind.
„Wir sind so“, hätten jetzt vie-
le gesagt und dabei Zeige-
und Mittelfinger verkno-
tet hochgehalten. Und es
hat funktioniert, wir ha-
ben uns immer verstan-
den, die Lehrer und ich.
Lustig, dass ich
eigentlich ein
ganz
ande-
res Thema
in dieser
Kolumne behandeln wollte, finden
Sie nicht auch, liebe Leser, verehr-
te Leserinnen? Als Aufhänger hatte
ich mir meine Kritzeleien zurecht-
gelegt, die ich immer dann produ-
ziere, wenn ich gerade Musik höre
oder telefoniere oder einen Stift
teste. Vielleicht kennen Sie das ja
auch.
Heute zum Beispiel habe ich eine
Vogelscheuche gemalt. Ein länge-
res Telefonat stand
an, und ich saß an. An
meinem Schreibtisch
nämlich. Stift und
Papier lagen bereit.
Und wenn es dann
gar nichts zu notie-
ren gibt, fange ich an
zu kritzeln.
Dabei entstehen ent-
weder irgendwelche pseudovirtu-
osen Geometriepürees, garniert
mit Logos von Hotels oder Unter-
nehmen, deren Briefpapiere ich
klaue und zum Kritzeln benutze.
Mal ist es eine wilde Mischung von
Kreisen, Dreiecken, Zylindern, Tra-
pezen und Quadraten, mal sind es
wirklich ganz ansehnliche Zeich-
nungen. Orson Welles habe ich
letztens porträtiert ohne es zu
merken, weil ich so ins Gespräch
vertieft war (ein Buch mit seinem
Konterfei auf der Vorderseite lag
auf meinem Schreibtisch). Bud
Spencer und David Bowie auch. Ich
bekomme fast nichts davon mit.
Die Vogelscheuche ist mittelmä-
ßig geworden. Die Zeichnung ge-
fällt mir, obwohl sie nicht schön
ist. Die Vogelscheuche strahlt eine
Melancholie aus. Ich habe ihr ein
Gesicht gemalt, und ohne dass
ich es beabsichtigt hätte, könnte
man meinen, dass sie traurig ist
über ihre Situation. Die ganze Zeit
auf einem Feld her-
umstehen, hässlich
sein und Vögel ab-
schrecken. Nicht die
Vogelscheuche ist er-
schreckend, sondern
die Situation, in der
sie sich befindet.
Kennen Sie das auch?
Diese Leute, die so
viel in Kunst reininterpretieren,
selbst wenn da nur eine extrem
hässliche und hopplahopp ge-
zeichnete Vogelscheuche zu sehen
ist? Bestimmt kennen Sie das. Bei
Ihnen bin ich mir sicher!
Beehren Sie mich bald wieder
(nächsten Monat zum Beispiel)!
Unterwürfigst
59
“Kleines Schnitzel
(Sauce zur Auswahl)
mit Pommes”
auf dem Kultteller
“Currywurst
Pommes”
in der Kultschale
5,
35
3,
95
4,
95
Montag ist
Hähnchentag
Dienstag ist
Familientag
1/2
Hähnchen
mit 1 Portion Krautsalat
verschiedene, leckere Saucen auch zum Mitnehmen!!!
Grillhähnchen Chilibird
1/2 Grillhähnchen
mit pikanter
Sweet-Chili-Sauce
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28. Mai 2016
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