Lokallust Dorsten - page 59

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Fritz Schaefer (Jahrgang 1997) ist ein leidenschaftlicher Beobachter
und Belauscher. Er teilt seine Gedanken und Erlebnisse monatlich in der
Dorstener Lokallust mit. Lustig, charmant und bestimmt auch kritisch.
Die Fritz-Kolumne ist online zusätzlich immer hörbar – als Pommes-
Soko-Erfinder und Ex-Mike-Litt-Praktikant hat der Autor auch ein Faible
für das gesprochene Wort. QR-Code scannen oder unter lokallust.de
anhören.
- Schließlich heiße ich Fritz.
© Christian Schwitt, Flying Brüderchen Photography
Sie
kommen
zurecht?
Fritz über seltsame Verkäufer-
sprüche und den Unterschied zwi-
schen normalen und verrückten
Backwaren.
Ich kaufe sehr gerne ein. Hier ein
Buch, da eine CD oder DVD, dort
Klamotten und an der nächsten
Ecke vor allem eins: Essen.
Ich habe ja schon oft vom en-
gen Verhältnis zwischen mir und
dem Essen berich-
tet. Ohne einander
kommen wir ein-
fach nicht klar, wir
werden krank und
schrumpelig.
Deshalb finde ich
es gut, wenn man
Geld für anstän-
diges Essen aus-
gibt. Mit Büchern, CDs, DVDs
und Klamotten verhält es
sich ähnlich.
Wenn man einkauft,
wird man bedient. Es
gibt Menschen, die
das genießen – und
es gibt Menschen,
die schnell in
eine andere Rich-
tung gehen, wenn
sie merken, dass
ein Verkäufer auf
sie zukommt.
Bei guten Ver-
käufern gibt es allerdings kein
Entrinnen: Noch bevor der Kunde
sich hinter dem nächsten Kleider-
ständer verstecken kann, haben
sie ihn mit einem freundlichen
„Sie kommen zurecht?“ oder „Sie
schauen nur?“ oder „Kann ich Ih-
nen schon weiterhelfen?“ in der
Zange.
Richtig verrückt wird es erst,
wenn man in einer
B e s t e l l s c h l a n g e
steht,
zum
Bei-
spiel beim Bäcker,
beim Metzger, an
der Pommesbude;
wenn die Kunden
also einer nach dem
anderen
abgefer-
tigt werden, wie am
Fließband.
Da reichen die Sprüche vom lako-
nischen „Bittschön!“ über „Was
kann ich Ihnen denn Gutes tun?“
bis hin zu „Was ist denn Ihr schö-
ner Wunsch?“. Jetzt wirklich,
ganz in echt, Letzteres habe ich in
einer Dorstener Bäckerei aufge-
schnappt. Und das Vorletzte wird
in einem Kirchhellener Laden
konsequent ohne „tun“ vorgetra-
gen. „Sie können mir gar nichts“,
heißt es ja oft vor Gericht. Im La-
den hieß es dann bloß: „Ich be-
komm’ schon.“
Noch ein Beispiel aus der Bä-
ckerei: Weizenbrötchen werden
„Normale“ genannt.
„Sie hatten zwei Croissants, zwei
Käsebrötchen und vier Normale,
ne?“
Weizenbrötchen – die einzig nor-
malen unter den Teigwaren. Alle
anderen sind irgendwie gestört.
„Diese Verrückten mit Zucker-
glasur oben drauf, mit bunten
Streuseln, mit Käse, mit Obst –
wie unnormal! Liegen da frech in
der Auslage rum und stehlen den
Normalen die Schau!!!1111!! Holt
die Sittenpolizei!!!!!!!!! Da hilft nur
noch aufessen!!!!!11!!!“
Unterlegt wird das Ganze vom
Geräusch der Brotschneidema-
schine, das eine große Ähnlichkeit
mit der Filmmusik zu Alfred Hitch-
cocks „Psycho“ hat.
Die Ausrufezeichen und Einsen
habe ich mir übrigens aus dem
Internet geliehen, ein paar Leute
scheinen dort auf den entspre-
chenden Tasten eingeschlafen zu
sein. Und auch sonst ist in ihren
Köpfen nicht viel los. Aber das ist
ein anderes Thema.
Ein verrücktes Brötchen is(s)t
“Kleines Schnitzel
(Sauce zur Auswahl)
mit Pommes”
auf dem Kultteller
“Currywurst
Pommes”
in der Kultschale
5,
35
3,
95
4,
95
Montag ist
Hähnchentag
Dienstag ist
Familientag
1/2
Hähnchen
mit 1 Portion Krautsalat
verschiedene, leckere Saucen auch zum Mitnehmen!!!
Grillhähnchen Chilibird
1/2 Grillhähnchen
mit pikanter
Sweet-Chili-Sauce
5,
55
1...,49,50,51,52,53,54,55,56,57,58 60,61,62,63,64
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