Lokallust Haltern am See - page 6

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Asylkreis Haltern | 20. Mai 2017
„Derzeit sind im Asylkreis 200
bis 300 ehrenamtliche Helfer
aktiv, mit den zahlreichen Spen-
dern sogar deutlich mehr,“ sagt
Gerburgis Sommer. Die freie
Journalistin hilft seit eineinhalb
Jahren beim Asylkreis. Eigent-
lich habe sie nur mit Deutsch-
kursen anfangen wollen, aber
wenn man dann einmal dabei
sei, entwickele sich so viel mehr,
was man tun könne. Und die
Möglichkeiten, Flüchtlinge in
Haltern zu unterstützen, habe
kaum Grenzen. „Wir haben über
25 Angebote – Sprachkurse al-
ler Art, Sport, Kochen, Tanzen,
ein Gartenprojekt, die Cafés. Es
gibt viele Orte, wo man sich tref-
fen und die Leute kennenlernen
kann. So entwickeln sich auch
oft Patenschaften, die im Rah-
men des Projekts „Menschen
stärken Menschen“ von der Cari-
tas unterstützt werden,“ erzählt
sie. Die Verständigung funkti-
oniert am Anfang oft nur mit
Händen und Füßen, aber viele
der Flüchtlinge lernen schnell
die deutsche Sprache und kön-
nen dann sogar als Dolmetscher
helfen.
Wer das Café der Kulturen be-
sucht, sieht sofort, wie gut die
Verständigung funktioniert. Und
noch etwas ist auf Anhieb zu er-
kennen: So unterschiedlich die
Menschen sind, die hier aufein-
andertreffen, so unterschiedlich
sind auch die ehrenamtlichen
Helfer. „Unsere Helfer sind zwi-
schen 16 und 80 Jahren alt und
kommen aus den verschiedens-
ten sozialen Umfeldern oder Be-
rufen. Es ist wie ein Querschnitt
durch die Bevölkerung.
Genau das gleiche bildet sich
auch bei unseren Spendern ab.
Hier wird quer durch alle Ebe-
nen gespendet,“ beschreibt Her-
mann Döbber die Besonderheit
des Asylkreises.
Und noch etwas macht den Asyl-
kreis in Haltern am See einzig-
artig. Und zwar so einzigartig,
dass andere Städte ihn manch-
mal beneiden. „In Haltern wird
auf Augenhöhe gearbeitet. Das
Sozialamt der Stadt leistet die
Hauptarbeit und -finanzierung
und übernimmt die meiste Ver-
antwortung. Daneben gibt es
noch die Caritas, die evangeli-
sche und die katholische Kirche
und uns Ehrenamtliche“, so Ger-
burgis Sommer. „Trotzdem gibt
es keine Hierarchien. Wir in Hal-
tern kooperieren in einem gro-
ßen Netzwerk und unterstützen
uns alle untereinander.“
Dennoch, die Helfer stoßen
manchmal an ihre Grenzen.
Wenn man nicht so helfen
könne, wie man wolle, sei das
emotional schon sehr belas-
tend, sagen sie. Hinzu kommt,
dass nicht immer alles harmo-
nisch verläuft. Vandalismus und
Diebstahl gibt es auch bei den
Flüchtlingen in Haltern. „Aber
da gelten unsere Rechte und die
setzen wir auch durch“, so der
Asylkreis.
Wie lange jeder einzelne der
momentan rund 680 Flüchtlinge
aus Haltern in Deutschland blei-
ben kann, weiß letztendlich kei-
ner. Die Zeit hier aber will man
ihnen so erträglich wie möglich
machen, denn das Heimweh
ist groß. Aber, da sind die Eh-
renamtlichen sich einig, zu-
rück bekommt man so viel: „Es
macht einfach Spaß, zu helfen,
zu sehen, wie das Zusammen-
leben funktioniert und wie sich
Freundschaften
entwickeln.“
Das Café der Kulturen ist ein Ort
dafür. Hier ist es mittlerweile
ruhig geworden. Nur ein junger
Mann sitzt noch am Tisch. Mit
seinem Deutschheft. Er lernt,
damit
das
Zusammenleben
wirklich funktioniert.
Text und Fotos:
Dr. Felicias Bonk
Hausgeräte Kundendienst
Flaesheimer Straße 72
45721 Haltern am See
Telefon: 0 23 64 - 16 79 51
seit 25 Jahren in Haltern am See
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