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Der nördliche Ostwall ist heute
als Teil der B224 ein nüchterner
Verkehrsweg, über den jeden
Tag tausende Autos rollen. Zu
Beginn des vorigen Jahrhun-
derts war es jedoch eine re-
präsentative Allee mit hohen
Bäumen, an der sich so wich-
tige Gebäude wie das Gericht
und das Gefängnis befanden.
18 Jahre lang konnte man hier
auch das Carolinum finden, in
dem zukünftige Abiturienten
mit erzieherischer Strenge be-
herbergt wurden.
Seit seiner Gründung 1642
hat das Gymnasium Petrinum
eine wechselvolle Geschichte
erlebt. Den größten Teil des
19. Jahrhunderts war die tra-
ditionsreiche Lehranstalt dabei
aus heutiger Sicht kaum wieder
zu erkennen: Nicht nur war der
Name „Petrinum“ fast in Ver-
gessenheit geraten, auch das
Abitur konnte man hier nicht
mehr ablegen.
Grund war das preußische
Schulsystem, in dem der Lip-
pestadt nur ein sogenanntes
„Progymnasium“
zugestan-
den wurde. In einer solchen
auch als Untergymnasium be-
kannten Schule konnte man
zwar den höheren Bildungsweg
beginnen, aber nur bis zum
Ende der Mittelstufe. Für das
Abitur mussten die Schüler aus
Dorsten dann zu den nächsten
Vollgymnasien wechseln, die in
„Gymnasialalumnat
Collegium Carolinum“
Recklinghausen oder Coesfeld
lagen.
Dem Bevölkerungszuwachs
im aufblühenden Industriere-
vier war es dann aber geschul-
det, dass die Oberstufen der
bisherigen Vollgymnasien bald
überlastet waren. Dorsten bot
sich wegen seiner günstigen
Lage als zusätzlicher Standort
an – und so wurde das „Ka-
tholische Gymnasium zu Dor-
sten“ im März 1904 feierlich als
Vollanstalt anerkannt. Jetzt
war es die Lippestadt, die zum
Ziel für Progymnasialschüler
aus der Region wurde, um ihr
Abitur zu machen.
Um den Auswärtigen das
tägliche mühevolle Pendeln
mit der Eisenbahn zu erspa-
ren, gründete Schuldirektor
Dr. Schwarz ein bischöfliches
Gymnasialkonvikt unter dem
Namen
„Gymnasialalumnat
Collegium Carolinum“. Solche
geistlich geführten Schüler-
heime waren zu dieser Zeit
nichts Ungewöhnliches und bo-
ten den Schülern Wohnraum.
Am Ostwall, in der Nähe des
heutigen Arbeitsamtes, wur-
den drei Wohnhäuser als Heim-
statt für 80 Schüler angekauft.
Da für die Oberstufe Schulgeld
bezahlt werden musste und
die Stadt Unterbringung und
Lehrergehälter bezahlte, war
man daran interessiert, mög-
lichst viele Schüler nach Dor-
sten zu holen.
Die Unterbringung war für
die Bewohner aber kein gemüt-
liches Hotel: Die Häuser waren
eng und schlecht gebaut, die
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27. Januar 2018
Damals in Dorsten
vikt mussten sich die Gymna-
siasten an alle Regeln halten,
sondern auch auf der Straße.
Jeder Bürger war in Dorsten an-
gehalten, Fehlverhalten sofort
an den Schuldirektor zu mel-
den. Die Schüler standen also
unter ständiger Aufsicht und
konnten ohne Genehmigung
nicht einmal eine Zeitung kau-
fen.
Dem Carolinum indes war
keine lange Existenz beschert:
Nach dem ersten Weltkrieg
richteten viele Nachbargemein-
den eigene Vollgymnasien ein
und die Schülerzahlen in Dor-
sten sanken. Zudem war die
Stadt knapp bei Kasse. Bereits
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