Lokallust Dorsten - page 9

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30. April 2016 Damals in Dorsten
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Mühle Kondring: Wulfens kleine Burg
Mühle einen zufriedenen Kun-
denstamm, und selbst die Land-
wirte aus Lippramsdorf und Her-
vest scheuten nicht den Weg mit
dem Pferdewagen nach Wulfen.
Die modernen Zeiten gingen aber
auch an der münsterländischen
Idylle nicht spurlos vorbei: Die im-
mer besser werdenden Dampfma-
schinen lieferten eine konstante
Arbeit, selbst wenn der Wind ein-
mal nicht wehen sollte. Zudembe-
nötigten die hölzernen Flügel der
Windmühlen eine konstante War-
tung, da die stark belasteten Bal-
ken schnell verschlissen. Im Laufe
der Zeit sollte dies auch in Wulfen
geschehen: Bereits in den 1920er
Jahren konnte nur noch einfaches
Futtermehl und Brot zubereitet
werden, da die Kraft der Mühle
stetig nachließ. Der Verfall nahm
solche Ausmaße an, dass sogar
die Polizei einschreiten und den
Besitzer Fritz Spechtel zur Schlie-
ßung der Mühle auffordern muss-
te. Dieser hatte zuvor vergeblich
um staatliche Zuschüsse gebeten,
da er die immensen Instandhal-
tungskosten nicht mehr tragen
konnte. Da eine Reparatur nicht
mehr wirtschaftlich war, wurden
die Flügel 1928 für immer entfernt.
Doch das war noch nicht ganz
das Ende: Eine letzte kurze Blüte
erlebte sie nach dem Verkauf an
Hermann Kondring in den 1930er
Jahren dank der Kraft des elektri-
schen Stroms. Dann wurde es still
um die leere Mühle, und nur noch
ihre Ruine weckte Kinderträume
von stolzen Burgen und tapferen
Rittern. 2002 wurde das baufällige
Mühlengebäude dann abgerissen.
de, galt diese Freiheit im ganzen
Land. Die Wirtschaft florierte, und
es schossen viele neue Betriebe
aus dem Boden.
Im ländlichen Bereich waren es
oft selbstständige Müllermeister,
die statt auf die teureren Dampf-
maschinen noch auf Wind- und
Wasserkraft setzten. Tausende
Mühlen entstanden in dieser Zeit
in Deutschland. Auch Josef Al-
bersmann aus Wulfen sah im Bau
einer solchen Anlage eine gute
Investition. So kam es, dass sich
am östlichen Rande des Dorfes
wohl ab 1873, spätestens aber
seit 1875 wieder Mühlenflügel
im Wind drehten. Die Luft trieb
die Maschinen an, die Korn zu
Mehl zerrieben und als Ne-
bengeschäft auch große
Sägen im Takt bewegten.
Schnell schaffte sich die neue
Die heute über 30jährigen erin-
nern sich vielleicht: In den Jahren
vor dem Boom der Windkraft wa-
ren sich drehende Mühlenflügel
höchstens in den Niederlanden
noch ein gewohntes Bild. Die
klassische Windmühle kannte
man eher aus Bildern oder Mär-
chenbüchern. Dabei hatte es ein
Jahrhundert zuvor einen wahren
Mühlenboom auch in Westfalen
gegeben: Als die Preußen 1868 per
Gesetz die Gewerbefreiheit ver-
fügten, konnten die einst allmäch-
tigen Zünfte niemanden mehr
vom Markt ausschließen. Wer
ein Gewerbe aufnehmen wollte,
hatte ab sofort das freie Recht
dazu. Als 1871 dann das Deutsche
Kaiserreich ge-
gründet wur-
Vielen Wulfenern ist sie noch als Ruine gegenüber der Feuerwache in Erinnerung: Mit einem Kleid aus
Efeu und einer Krone aus dürren Zweigen erinnerte die alte Mühle Kondring in ihren letzten Jahren an
eine verwunschene Burg. Ihre kurze Blütezeit war da aber schon längst vorbei.
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