Kurze Ausflüge in eine andere Welt

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Kurze Ausflüge in eine andere Welt

Wohin mit drei halbwüchsigen Kindern, wenn sie alle Freizeitparks in der Nähe bereits in- und auswendig kennen?

Diese Frage stellten sich 2013 auch Claudia (48) und Frank Kitscha (44), aber dank des Internets hatte der einzige Mann im Hause schnell etwas Passendes zur Hand: Elfia, ein Festival der Fantasie, das Land der Ritter und Elfen, Piraten und Drachen, Comic-Helden und Märchenfiguren. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Dennoch löste dieser Vorschlag keine allzu große Begeisterung bei seinen Zwillingen Jolie und Maureen (13) aus. Die große Tochter Leyla (15) hingegen war zusammen mit ihrer Mutter sofort bereit sich auf das Abenteuer Fantasie einzulassen und überlegte auf die Schnelle, was man zu so einem Event wohl tragen könnte. Die Zeit eilte, also entschlossen sich die Fünf alte Brautkleider schwarz zu färben und sich fantasivolle Muster in die Gesichter zu malen. Da Claudia beim Schminken immer viel Wert aufs Detail legt, dauerte es fast drei Stunden, bis alle fünf Gesichter gleich fantastisch aussahen und sie sich auf den Weg nach Holland machen konnten. Ihren Retriever-Hovawart Leeloo und Yorky Shelly nahmen sie natürlich auch mit, standesgemäß im Kinderwagen, verziert mit schwarzer Spitze.
Dass diese Familie in ihrem Wohnort Alt-Wulfen mit diesem Aufzug aufgefallen wäre, steht außer Frage, von den Kommentaren mal ganz abgesehen, aber sie fielen sogar in Elfia, trotz der vielen aufwändig gestalteten Kostüme und Körperbemalungen auf. Sehr positiv allerdings. Manchmal ist weniger eben doch mehr.
Um keine Gerüchte aufkommen zu lassen: Natürlich zog sich Herr Kitscha kein schwarzes Kleid über, die fünfte Person beim ersten Ausflug nach Holland war Helena Ewert, die 14jährige Cousine der drei Teenager. Der Initiator dieses Ausfluges beschränkte und beschränkt sich auch weiterhin sich lieber aufs Fotografieren. Und seine Motive können sich auch absolut sehen lassen.

 

Einmal Blut geleckt, macht sich die komplette Familie seitdem zweimal im Jahr auf zu den zwei verschieden Schlossparks, in denen die Veranstaltungen stattfinden. Die Überlegung, was ziehen wir an, wie schminken wir uns und welche workshops vor Ort möchten wir besuchen, beschäftigt die Elfia-Fans daher schon Wochen vorher. Nachdem sie beim ersten Mal ziellos durch den Park gewandert sind, gehen sie daher jetzt die beiden Tage vor Ort gezielter an.
Das Angebot ist so riesig, dass jeder mehr als genug Möglichkeiten hat, seine Interessen nachzugehen, Träume wahr werden zu lassen, sich die vielen bunten Kostüme anzusehen oder einfach den verschiedenen Musikrichtungen zuzuhören.
Da ihre aufwändigen Kostüme mit den teilweise riesigen Elfenflügeln damals nicht noch zusätzlich zu den Alltagsutensilien ins Auto passen und natürlich auch der Bequemlichkeit zuliebe, verzichtet die Familie seit dem aufs Zelten und nimmt die doppelten Fahrten dafür gerne in Kauf. Der letzte Besuch in Elfia liegt noch nicht lange zurück, die Eindrücke des Wochenendes sind daher natürlich bei allen noch aktuell und frisch. Kaum zu Hause wurden erst einmal die neu erworbenen Cosplay-Schwerter begutachtet, eine neu gekaufte Ocarina ausprobiert und die zahlreichen Kostüme der anderen Besucher im Nachhinein noch einmal auf den Fotos bewundert. Ein wenig enttäuscht sind Claudia und Leyla immer noch darüber, dass der workshop „Poi-Tanz“, einer Vorstufe des Feuertanzens, nicht angeboten wurde. Nun hoffen sie darauf, dass sie im September in Arcen feuertanzen können. Auf meine Frage, wie sie denn an den beiden Tagen angezogen und geschminkt war antwortet mir Leyla, die mittlerweile ein ebenso großer Fan ist, wie ihre Mutter: „ Einmal habe ich wegen der Kälte ein Krieger-Kostüm bestehend aus mehreren Schichten schwarzer Kleidung und einer coolen Skimaske getragen und am anderen Tag habe ich mich mysteriös als kaputte Porzellan-Puppe geschminkt .“ Und zwar perfekt muss ich zugeben, als ich das Foto von Leyla sah. Wie die Mutter, so die Tochter, gekonnt ist halt gekonnt.

Foto oben rechts: Leyla Kitscha

Claudia Kitscha schminkt bereits seit ein paar Jahren und entwickelt sich, auch bedingt durch Elfia, beständig weiter. Begonnen hat sie auf einem Fest der Linedancer, um die dort anwesenden kids fürs Kinderhospiz zu schminken, danach ging es ehrenamtlich weiter mit Schminkaktionen im Tierheim. Dank des angemeldeten Gewerbes und mit Hilfe ihrer ältesten Tochter verwandelt die Wulfener Facepainterin mittlerweile mindestens einmal monatlich auf Festen Kinder in Katzen, in Schmetterlinge oder auch in Feen. Neben ihrem Bürojobs macht dieser „Hobby-Job“ sehr viel Spaß. Ihr größter Wunsch, in Hinsicht aufs Malen, wäre ein Besuch einer Bodyconvention in Österreich und sollten die Vier demnächst mit großflächigen Bodypaintings auflaufen, dann wissen wir, dass sie sich diesen Wunsch in der Zwischenzeit bereits erfüllt hat.

Foto rechts: Maureen Kitscha

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

Zurück