Ein idyllischer Gnadenhof für Großtiere

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Ein idyllischer Gnadenhof für Großtiere

Das Tierheim Dorsten ist Auffangort für tierische Lang- und Kurzzeitgäste

Der stolze Pfau zeigt immer wieder sein buntes Rad, die beiden Hängebauchschweine Pumba und Ruth wühlen in der Erde nach Essbarem und Bodo, der bunte Zwergziegenbock, hat ein wachsames Auge auf seine „Mädchen“. Idylle im Tierheim an der Ellerbruchstraße.

Alle Tiere im Dorstener Tierheim verbindet dasselbe Schicksal: Sie hatten ausnahmslos einen Besitzer. Nun sind sie aus unterschiedlichen Gründen hier gelandet. Die großen dunklen Knopfaugen des Hundewelpen, das kuschelige Kaninchen oder die Katze, die so gerne schmust, verleiten zwar in guter Absicht, aber dennoch zum spontanen Kauf, vor allem im Internet. Gekauft werden sie nicht selten ohne ausreichende Beratung und weitere Kontaktmöglichkeiten, falls Probleme entstehen. „Und diese Probleme entstehen schnell. Oft sind die Vorstellungen über den neuen Bewohner anders als die Realität“, weiß Marina Hinz, stellvertretende Vorsitzende des Dorstener Tierschutzvereins.

Foto oben rechts: Cassiopeia fühlt sich auf dem Arm der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Marina Hinz sichtlich wohl

Der kleine Welpe bellt nun ständig, das kuschelige Kaninchen wehrt sich mit Bissen, wenn es zum dreißigsten Mal am Tag grob von Kinderhänden angefasst wird und die süße Katze zeigt mit ausgefahrenen Krallen sehr deutlich, dass sie nicht gestört werden will. Von da an ist es oft ein kurzer Weg und der Vierbeiner landet im Tierheim. Wenn er dort abgegeben wird, sind die Mitarbeiter natürlich froh, denn zahlreiche Tiere werden einfach ausgesetzt oder irgendwo angebunden.
„Das hat niemand verdient und von daher werden unsere Großtiere, zu denen auch unsere Hängebauchschweine, Ziegen, Schafe, Enten, Gänse und Hühner gehören, nicht mehr vermittelt. Diese Tiere haben auch nur ein Leben und haben es verdient, irgendwann mal ankommen zu dürfen.“

Foto oben rechts: Schweinedame Ruth

Hunde und Katzen werden im Dorstener Tierheim natürlich weiterhin vermittelt, aber nicht auf die Schnelle. Erst nach beidseitigem Kennenlernen und der Gewissheit, bei Schwierigkeiten im Tierheim stets einen kompetenten Ansprechpartner zu haben, dürfen die Fellnasen ins neue Zuhause. „Und sollten Schwierigkeiten auftreten, dann stehen wir als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung. Mit viel Geduld lassen sich die meisten Probleme lösen. Es lohnt sich also, dranzubleiben und nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen“, betont die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierheims.

Foto oben rechts: Tierpflegerin Janina Hahn mit Blacky

In kleinen Schritten öffnet das Tierheim seine Türen wieder für Besucher. Der Alltag für die Tiere ging während des Lockdowns ganz normal weiter. Wenn sie unter sich sind, dann sind wir ja sowieso nur ‚die mit dem Futtereimer‘“, lacht Marina. „Das ist ja auch gut so, aber das ganze Team hat unsere Besucher natürlich sehr vermisst. Über die sozialen Medien haben wir zumindest versucht, in Kontakt zu bleiben und unseren treuen Besuchern das Gefühl gegeben, dass sie immer noch dabei sind. In der App beispielsweise erfahren sie sofort, welche Tiere vermittelt werden können.“

Foto oben rechts: Nicht nur die Fellnasen im Tierheim bekommen ihre tägliche Ration Zuwendung oder Streicheleinheiten

Um schon die Kleinen für das Problem des schnellen Tierkaufs zu sensibilisieren, gehen die Ehrenamtlichen des Tierheims demnächst wieder in Schulklassen und laden die Kinder auch gerne zu sich aufs Gelände ein. „So erfahren die Mädchen und Jungen nicht nur, wer wir sind und was wir machen. Sie sehen auch, wie wir mit den Tieren umgehen und wie sie idealerweise in menschlicher Obhut leben“, erzählt Marina Hinz und sie fährt fort: „Fast immer gehen den Kindern die Geschichten, die diese Lebewesen erlebt haben, sehr nahe. Wir möchten daher weitermachen und Schulkinder über die richtige Haltung verschiedener Tiere aufklären, denn sie sind die Tierschützer und -halter von morgen.“

Wenn die Kinder ihren Eltern erzählen, dass ein Herdenschutzhund vielleicht nicht idealerweise im dritten Stock in der Stadt gehalten werden sollte, Kaninchen Artgenossen zum Leben brauchen und warum ein Hamster im wahrsten Sinne des Wortes nachts am Rad dreht und die Familie damit wach hält, dann haben wir doch schon viel erreicht.
www.Tierheim-dorsten.com

Foto oben rechts: Zwergziegenbock Bodo

„Den Tieren eine gute Lebensqualität zu bieten geht nur durch den guten Rückhalt in der Dorstener Bevölkerung, die uns immer gerne durch Spenden, aber auch durch ehrenamtliche aktive Hilfe im Katzenhaus oder bei der Hunderunde unterstützt“, freut sich Marina Hinz.

Spendenkonto: Sparkasse Vest IBAN: DE43 4265 0150 0070 0353 16 oder Vereinte Volksbank IBAN: DE41 4246 1435 0201 4502 01

Foto oben rechts: Pfau Wotan ziert auch das Logo des Tierschutzvereins

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

Zurück