Heute treffe ich Günter Pelloth

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Günter Pelloth

Essen auf Rädern – mehr als nur satt werden

„Nun bin ich schon zehn Jahren dabei und ich werde erst dann aufhören, wenn ich die Etagen nicht mehr zu Fuß hinaufkomme“, erzählt Günter Pelloth, „denn mein Job ist definitiv nichts für Fußkranke.“

Die Rede ist von „Essen auf Rädern“. Eine Woche lang fährt der Dorstener von Montag bis Sonntag zu seinen Kunden in Holsterhausen, Innenstadt, Lippetal und „Im Werth“. Die Woche darauf fährt seine Kollegin, Günther hat dann frei. Die Tour kennen beide mittlerweile auswendig, obwohl sie nicht jeden Tag gleich ist. Der 68-Jährige weiß genau, wer ihn hinter welcher Tür erwartet, wann er durch den Garten gehen oder wann er sogar die zur Verfügung gestellten Schlüssel verwenden muss.
„Meine Arbeit ist eigentlich mit dem Liefern der Essensportionen erledigt, aber natürlich mache ich die Päckchen auch auf, wenn es jemand nicht kann. Und ich schneide in Ausnahmefällen auch schon mal das Fleisch klein.“ Mehr Zeit habe er leider nicht, bedauert der gebürtige Bueraner. Denn allzu lange kann er sich nicht bei seiner Lieferung aufhalten, die anderen Besteller, in der Hauptsache Senioren, warten schon ungeduldig aufs warme Essen und auf eine nette Begrüßung.

Als der Stadtsfelder 2006 mit 55 Jahren nach 41 Jahren als Starkstromelektriker bei der damaligen Veba Oel in den wohlverdienten Ruhestand ging, genoss er zunächst drei Jahre seine wiedergewonnene Freizeit. Doch dann wollte er wieder arbeiten, im Rahmen eines Minijobs. Aber es sollte etwas Passendes sein. Durch seine Frau Angelika, die zu dem Zeitpunkt ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst der Caritas tätig war, erfuhr Günter Pelloth von der Möglichkeit, dort Essen auf Rädern auszufahren.

Nicht nur Senioren, auch jüngere Menschen mit Handicap, die sebst nicht für sich kochen können, können den flexiblen Essensdienst buchen. Bestellt werden kann für einen Tag der Woche, für drei oder auch für alle Tage. Der Dorstener Essenskurier kann das Essen mit gutem Gewissen verteilen, denn „das Essen schmeckt, ich würde es mir auch bestellen. Ich kann es daher wirklich vor allem Senioren empfehlen, die ansonsten nicht mehr für sich kochen würden.“

Gekocht werden täglich etwa 2000 Portionen im Seniorenzentrum St. Anna, die auch an Kitas und Schulen geliefert werden. Seine täglichen Essensbestellungen bekommt Günter fertig abgepackt und ordnet sie der Reihenfolge seiner Tour nach in den Heißluftofen seines Fahrzeugs.

Bevor er jedoch das Essen ausfahren durfte, musste er zur zunächst zu einer Hygieneunterweisung nach dem Infektionsgesetz ins Gesundheitsamt nach Recklinghausen. Erst danach konnte er sich auf die täglichen, von ihm jeweils selbst festgelegten Routen machen, um das Essen noch heiß zu der hungrigen Kundschaft zu bringen.

 „Ich weiß nie, was mich in den zwei Stunden, die ich unterwegs bin, erwartet“, so Günter Pelloth. „Ich muss auf alles gefasst sein, vor allem, wenn ich die Tür mit einem Schlüssel öffne, und in die Wohnung gehe. Einmal musste ich bereits einen Rettungswagen rufen, zum Glück ging es gut aus, denn ich habe die Person rechtzeitig gefunden.“

Aber der freundliche Fahrer ist nicht nur Retter in der Not, sondern auch Ansprechperson für viele ältere Menschen, die neben den Mitarbeitern des Pflegedienstes kaum einen anderen Menschen zu Gesicht bekommen. „Hier habe ich immer ein paar freundliche Worte mehr für die Senioren übrig. Schließlich kenne ich sie ja schon jahrelang und sie freuen sich, wenn sie mich sehen.“

Günter fährt fort: „Das häufige Treppensteigen hält mich fit, denn manchmal muss ich zu Fuß bis in den siebten Stock, wenn der Aufzug ausfällt. Aber mir gefällt eben der Kontakt zu anderen Menschen, deswegen nehme ich das Treppensteigen gerne in Kauf.“

Kontakte hat der rüstige Rentner jedoch auch außerhalb seiner Lieferfahrten mehr als genug. So spielt er Volleyball beim VC Stadtsfeld, ist seit acht Jahren zweiter Vorsitzender in der Holsterhausener Ortsgruppe der Gewerkschaft IGBCE und wurde zudem zum wiederholten Male zum Kassierer des SPD-Ortsvereins Dorsten-Altstadt gewählt. Langeweile kennt Günter Pelloth demnach nicht – und zusätzlich halten ihn auch noch seine vier Enkel gehörig auf Trab.

Foto oben rechts: Der Heißluftofen im Auto hält das Essen warm

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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