Heute treffe ich Gudrun Schade

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Gudrun Schade

„Wir schaffen das!“

„Wir schaffen das!“ – diesen Ausspruch unserer Bundeskanzlerin nahm Gudrun Schade wörtlich. „Wir, das sind wir doch alle.“

Ich sah Gudrun Schade zum ersten Mal bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Kochklub „Zukunft“. Sie fiel mir auf, denn obwohl sie nicht sonderlich groß gewachsen ist, zeigt sie dennoch eine starke Präsenz, und obwohl ihre Stimme eher leise ist, fand und findet sie immer noch Gehör. Die Chemie zwischen uns stimmte von Anfang an, ein Grund mehr für mich, diese sympathische Frau etwas näher kennenzulernen.

Bei unserem Treffen wollte ich natürlich wissen, wieso sie sich so sehr für Migranten engagiert, die sie nicht alle näher kennenlernen wird, da sie teilweise bereits nach dem ersten Koch-Treffen in andere Städte verlegt werden können. „Bei der ersten Integrationswelle der türkischen Arbeitsmigranten wurden von beiden Seiten Fehler gemacht, daraus sollten wir lernen“, stellte die Innenarchitektin nicht nur fest, sie handelte auch. Allerdings nicht ganz ohne Eigennutz. Viele muslimische Männer haben im Gegensatz zu Europäern ein anderes Frauenbild und das führt oft zu Ängsten, so auch bei der Hervesterin. Um sich nicht von ihren Befürchtungen gefangen nehmen zu lassen, trat sie den Weg nach vorne an und bot Kochtreffen mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen an. „Das waren zunächst nur junge Männer“, erinnert sich Gudrun Schade. „Es hat sich ja außer dem Jugendamt und den Betreuern in den Wohngruppen zunächst kaum jemand darum gekümmert, diese jungen Männer mit der ganz normalen Bevölkerung zusammen zu bringen“, fährt sie fort. Zusammen mit Lothar Möhring kocht sie seitdem wöchentlich im Brunnenplatz und geht nun absolut vorurteilsfrei mit diesen Menschen um. „Nicht nur Lothar und ich profitieren von unseren ausländischen Gästen in der Essensrunde, vor allem die unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Nationen bekommen hier einen ersten positiven Eindruck von ihrer neuen Heimat, denn oft sind wir ihre ersten intensiveren Ansprechpartner.“ Mittlerweile ist die Gruppe gewachsen, viele Menschen sind seit zwei bis drei Jahren treu dabei und es gibt junge Männer, Familien, Kinder, junge Frauen aus vielen Nationen und Religionen.

Foto oben rechts: Gudrun Schade und Omiar Albuni bereiten das Essen für die Gäste vor

Auf Menschen zugehen, ihnen zuhören und ein Gespür dafür zu entwickeln, was sie wünschen, das braucht die 55-Jährige auch in ihrem Beruf. „Als Innenarchitektin ist jedes Projekt neu. Ich muss mich jedes Mal eindenken in eine neue Welt, sei es beim Bau einer Dampfsauna, dem Umbau eines 34-Zimmer-Hotels oder dem Umbau des griechischen Restaurant ‚Hermes‘ in Hervest, eines meiner kürzlich fertiggestellten Projekte. Jeder Raum erzählt eine Geschichte und die gilt es aufzugreifen, ohne dass es kitschig wirkt. Um authentisch zu bleiben, muss ich mich daher viel ins Thema einarbeiten“, erklärt mir Gudrun.

Das Gespür für Gestaltung als Voraussetzung für ihr Innenarchitekturstudium in Detmold, einem Ingenieursstudium, bekam sie von ihrer Mutter, einer Damenschneiderin, das technische Verständnis von ihrem Vater, einem Maschinenbauer. „So bekam ich das Beste aus beiden Welten“, freut sich die erfolgreiche Innenarchitektin.
Auf dieser „Mitgift“ ruhte sich die Studentin jedoch nicht aus und absolvierte zusätzlich ein Tischlerpraktikum, um auf Baustellen auf Augenhöhe zu sein. Nach fast 30 Berufsjahren weiß Gudrun Schade immer, wovon sie redet, spricht Klartext, und bleibt dabei höflich und verbindlich. Mein Beruf ist mein Hobby und ich bin meinem Vater noch heute dafür dankbar, dass er mir von meinem ersten Berufswunsch Sozialarbeit abriet“, so Gudrun Schade. „Ich wollte jedoch auf jeden Fall mit Menschen zu tun haben, und mit Kunst, und so verband ich beide Berufswünsche mit der Innenarchitektur“, fährt sie fort.

Gudrun Schades Beruf nimmt schon viel Zeit in Anspruch, aber Zeit, um Sport zu treiben oder Freunde zu treffen und mit ihnen gemeinsam zu kochen, bleibt immer. Und wenn Gudrun und Andreas Schade mal ein Wochenende frei haben, dann fährt das Paar gerne auch etwas weiter entfernt zu Konzerten mit „tanzbarer Musik“.

Durch ihre Mitgliedschaft bei „Sag“ ja zu Dorsten“ weiß die Hervesterin, dass man in unserer Stadt schnell etwas bewegen kann, denn Dorsten ist offen für das Ehrenamt. Bewegen möchte sie auch etwas beim Verein „Allerlei Leben e. V.“. Dort betreut sie als Projektentwicklerin den Bau von 20 Wohneinheiten für ein gemeinschaftliches Wohnen mit aktiven Menschen der Generation 50+ in Dorsten.

Wer Interesse an diesem Wohnprojekt der Zukunft hat, ist herzlich eingeladen, an einem der an jedem dritten Sonntag um 9:30 Uhr stattfindenden Treffen im Café Zeitlos in Gladbeck teilzunehmen.
Vorherige Anmeldung bitte unter: www.allerlei-leben.de

Foto oben rechts: Gudrun Schade, erfolgreiche Innenarchitektin aus Hervest

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

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