Hör auf dein Herz

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Das etwas andere Wohnzimmerkonzert

Bei einem Wohnzimmerkonzert kommt der Künstler normalerweise zu seinen Zuhörern. Bei Lou Dynia ist es genau anders herum. Die etwa 100 Zuschauer auf dem Deutener Schulhof „besuchen“ ihn in oder besser gesagt vor seinem „Wohnzimmer“.
Nachdem das Konzert auf Einladung der ersten Vorsitzenden des Deutener Heimatvereins Daniela Rudolph vom Frühjahr 2020 auf den Sommer und anschließend auf den Herbst verschoben wurde, freute sie sich besonders auf das Konzert. Sie lernte Lou auf einem Weihnachtskonzert kennen und war sofort von seiner sympathischen Art und natürlich auch von seiner tollen Stimme begeistert. Beim anschließenden Gespräch passte es auf beiden Seiten, sodass der charmante Songwriter aus Hamminkeln die Einladung nach Deuten annahm. Dass er jedoch noch lange auf seinen Auftritt warten musste und schließlich mit eigenem Wohnwagen anreiste, ahnte da noch niemand.
Um auch in Coronazeiten auftreten zu können, baute der 48-Jährige in langen sechs Monaten einen Wohnwagen um. „‘Geht nicht‘, war die allgemeine Meinung. Mein Song ‚Hör‘ auf dein Herz‘ war da schon fertig und ein Gespräch mit Gregor Meyle hat zusätzlich noch einmal unterstrichen, auf sein Herz zu hören und an seine Visionen und Wünsche zu glauben. Also baute ich meine kleine mobile Bühne.“

Foto oben rechts: Lou Dynia mit seinem mobilen "Wohnzimmer"

Und so steht er nun hier auf dem Schulhof, der kleine Wohnwagen mit winziger Sitzecke und kleinem Klavier. Ein wenig erinnert mich die mobile Bühne mit seinen roten Vorhängen und den kleinen Sitzbänken davor an eine Puppenstube oder ein Kasperletheater und das ist jetzt absolut nicht negativ gemeint. Denn so gespannt, wie die Kleinen auf ihren Sitzen in das Theater schauen würden, so gespannt und voller Vorfreude sind auch hier die Zuhörer, die seit gefühlt ewigen Zeiten auf Freiluft-Konzerte verzichten mussten. Nun kommen sie in den Genuss eines stimmungsvollen Abends mit Lou Dynia, der sich mit seinem Akustik-Pop zunächst zwischen Sting und Ed Sheeran einordnete, sich nun aber irgendwo zwischen Johannes Oerding, Gregor Meyle und Reinhard Mey sieht.

Im Publikum sitzt auch Lotte, ein großer Lou-Dynia-Fan. Dreimal hat sie ihn schon live gehört und ist auch heute wieder begeistert. „Ich mag deutsche Lieder und am besten gefällt mir ‚Hör‘ auf dein Herz‘, das Lou natürlich auch heute wieder gespielt hat.“ Auch die aufgeschlossene Zehnjährige hat einen großen Wunsch. Sie möchte Rollschuhkünstlerin werden. Und wenn sie sich den Text ihres Lieblingsliedes zu Herzen nimmt und fest daran glaubt, dass alles möglich ist, auch wenn andere Menschen es nicht glauben, dann steht sie irgendwann mit ihren Rollschuhen auch auf einer Bühne.

Foto oben rechts: Songwriter Lou Dynia bei seinem Konzert in Deuten

Ein Teil des Konzerterlöses ist für das Projekt „Dorfmitte Deuten“ bestimmt, das in Zusammenarbeit der Deutener Vereine zwischen Schule, Kindergarten und Kirche entwickelt wird und sich gerade in der Entwurfsphase befindet. Drei neue Spielgeräte auf dem Schulhof der Deutener Grundschule, die sowohl von der Grundschule als auch vom Förderverein der Schule gesponsert wurden, machten bereits den Anfang der Dorferneuerung.
Daher sind neben Lotte hier natürlich viele weitere Deutener anzutreffen. „Ich sehe aber auch viele mir unbekannte Gesichter und den Kennzeichen zufolge kommen einige Zuhörer nicht nur aus dem Kreis Recklinghausen“, freut sich Julia Brathe, die zweite Vorsitzende des Heimatvereins. „Die Atmosphäre hier ist toll und die witzig-spritzigen Anekdoten aus dem Leben des Liedermachers, die er zwischen seinen Liedern erzählt, sind wirklich sehr unterhaltsam.“

Foto oben rechts: Julia Brathe, zweite Vorsitzende des Heimatverein

„Danke ihr Lieben! Von diesem Konzert werde ich noch lang zehren, denn ich stand ja wochenlang nicht mehr auf der Bühne“, bedankt sich der empathische Sänger bei seinem Publikum und stimmt als gedacht letztes Lied seine Eigenkomposition des sehr irisch klingenden Schlafliedes an. Es folgt das allerletzte Lied „Halleluja“ und anschließend noch das wirklich letzte Lied „Sound of Silence“. Alle hätten sicherlich noch einige Zugaben mehr hören mögen und anhand des Seufzers, der aus dem Publikum drang, war eindeutig zu erkennen, wie sehr Lou Dynias Lieder sein Publikum berührten. Mit den Worten „Musik ist Balsam für die Seele, genießt sie“, verabschiedet sich der Liedermacher dann endgültig von seinen Fans.

„Es war ein megatoller Abend und ich bin absolut positiv überrascht, wie achtsam alle miteinander umgehen“, erzählt mir Lou im Anschluss an sein Konzert. Auch Daniela bekommt nur positives Feedback. „Die Zuhörer waren voll auf begeistert und berührt. Außerdem wurde unser Vereinsmotto ‚Heimat verein(t)‘ perfekt durch das generationsübergreifende Publikum umgesetzt. So haben wir gemeinsam die schöne Stimmung genießen können.“

So sehr er von Deuten, der hiesigen Grundschule und dem Heimatverein schwärmt, so nehme ich es Lou auch sofort ab, dass er gerne im nächsten Jahr wiederkommen möchte. Vielleicht sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dann auch dabei. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf sein nächstes Konzert.

Foto oben rechts: Daniela Rudolph: „Die Zuhörer waren voll auf begeistert und berührt

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

Zurück