„Wulfenpower“ und „Vätertreff“

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

„Wulfenpower“ und „Vätertreff“

Spielplatzpaten: Ein aktives Ehepaar und vier alleinerziehende Väter machen sich stark für die Jugend

„Für die Kinder dieser Erde.“ Dieser Satz ziert den gespendeten Marmorblock am Eingang des neuen und kinderfreundlichen Spielplatzes am Sportplatz Wittenbrink. Doch viele der etwa 150 Spielplätze in Dorsten sind in die Jahre gekommen und alles andere als schön anzusehen. Von der Attraktivität der Spielgeräte mal ganz abgesehen. Immer mehr Bürger fühlen sich mittlerweile für den Zustand und den Erhalt der Plätze verantwortlich. Zwei gelungene Beispiele für ein privates Engagement stellen wir Ihnen heute vor.

Die Väter oder Söhne spielen auf dem Feld, die Frauen stehen am Rand, die Kleinen buddeln im Sandkasten – soweit die Theorie. Die Praxis sah leider anders aus. Der alte Spielplatz mit seinen maroden Spielgeräten am Eingang der Sportanlage Wittenbrink wurde vom Vorstand des Fußballvereins BW Wulfen aus Sicherheitsgründen gesperrt und mit vereinten Kräften abgerissen. 

„Wir bauen einen neuen Spielplatz“, beschlossen die Väter der dort trainierenden Kinder.

Foto oben rechts: Iris und Manfred Badde wollten den Vätern hilfreich bei den Verwaltungsangelegenheiten zur Seite stehen und blieben dann am Spielplatzprojekt hängen.

„Beim täglichen Spielbetrieb nutzen zahlreiche Mitglieder-, Geschwister- und Besucherkinder den alten Platz und sie sollten jetzt nicht nur in der roten Asche spielen“, erklärt Iris Badde den Grundgedanken des Projektes. Daher suchten und fanden die beiden Wulfener beratende Unterstützung bei der Stadt sowie finanzielle und tatkräftige Hilfe bei zahlreichen Dorstenern, insbesondere bei Wulfener Unternehmen, der Dorstener Arbeit, dem Heimatverein Wulfen, bei zahlreichen Einzelpersonen und natürlich beim Fußballverein selbst.

„Wir gingen ziemlich blauäugig an die ganze Sache heran“, erinnert sich Iris Badde, „wir erfuhren aber schnell, wie viel Bürokratie hinter unserem Plan steckte“, ergänzt ihr Mann.

Da das Paar mit seinem Projekt bei null anfing, sowohl finanziell als auch vom Know-How, steckten sie viel Zeit in die Einarbeitung der Vorschriften sowie in das Sammeln von Spendengeldern. Aufgrund einer Onlineabstimmung erhielten sie vom Kinderhilfswerk, unterstützt durch die „Fanta-Stiftung“, einer Initiative, die Spielplatzprojekte fördert, einen Spendenbetrag, der den Startschuss zu ihrem Projekt gab. „Von da an ging es schneller voran“, freut sich Manfred Badde. Ihm als ehemaligem Spieler und Trainer ist das Wittenbrink-Gelände sehr vertraut. Nun sieht er seinem Schwiegersohn und seinen Enkeln beim Spiel zu und trifft sich in vertrauter Runde mit seinen Sportskollegen. Durch seine vielen Kontakte und dank seines unermüdlichen Einsatzes kamen somit immer mehr Spendengelder zusammen.

Foto oben rechts: Die Namen aller Spender sind hier festgehalten

Aus dem ursprünglich geplanten Spielplatz mit Sandkasten und Wipptier, wurde schließlich ein ansehnlicher, eingezäunter großer Spielplatz mit Spiel- und Klettermöglichkeiten aus Holz, einschließlich Sitzgruppen für die Frauen, Eltern oder Großeltern. Hier können sich die Großen zum Plausch niederlassen, und sowohl den Fußballern als auch dem Nachwuchs gerecht werden und selbst die Zeit genießen.
„Es reichen nicht mehr eine Bank, grüner Rasen oder rote Asche, um Frauen und Kinder zufriedenzustellen. Der Verein muss etwas mehr als nur Fußball bieten, denn er bedeutet ein Stückchen Heimat, Zusammenhalt und Tradition. Und Frauen mit ihren Kindern gehören nun mal dazu“, bringt es Iris Badde auf den Punkt.
Am 26. Mai dieses Jahres wurde der Spielplatz gemeinsam mit Spendern, Vereinsmitgliedern, Bürgermeister Tobias Stockhoff und natürlich den Hauptpersonen Frauen und Kindern offiziell eingeweiht. Er steht nun tagsüber allen Besuchern zur Verfügung. Die weitere Pflege übernimmt der Verein, aber auch Iris und Manfred Badde beteiligen sich gerne daran.

Foto oben rechts: Kindgerecht und sicher: der neue Spielplatz am Wittenbrink

Um den Sportplatz weiterhin aufzuwerten und den Jugendmannschaften auch im Winter regelmäßiges Training zu ermöglichen, soll demnächst der Ascheplatz gegen einen Kunstrasenbelag gewechselt werden. Spenden dafür sind auch hier erforderlich und werden dankend angenommen.
Weitere Infos erhalten Sie hier: www.bw-wulfen.de/news/kunstrasen-projekt-1209

Aber nicht nur die Wulfener, auch die Bewohner des Stadtteils Holterhausen können sich nun über einen gepflegten Spielplatz freuen.

Vier engagierte Väter stecken ihre Energie in den Erhalt des in die Jahre gekommenen Spielplatzes „Friedensplatz“ in Holsterhausen. Bereits vor Jahren rief die „Mobile Jugendhilfe Holsterhausen/Rhade“ die „Männergruppe“ ins Leben. Da sich der Name aber eher nach Feiern als nach sozialem Engagement anhörte, verlief das Projekt recht schnell im Sande. Ein Neustart unter dem Namen „Vätertreff Holsterhausen/Rhade“ im Jahre 2015 war dagegen erfolgreich.

Foto oben rechts: Die vier Aktiven des "Vätertreffs": (v. l.) Lars Ernst, Udo Abels, Christoph Winkel und Stefan Holzmann

Aufmerksam auf das Projekt geworden sind die vier alleinerziehenden Väter, durch die „Ambulante Familienhilfe Dorsten“. Sie berät und begleitet Eltern und Jugendliche, falls es Probleme innerhalb der Familie gibt. „Unser generelles Ziel ist Spielplätze in Dorsten wiederherzustellen und zu verbessern, damit dieser jederzeit benutzbar bleibt und die Kinder dort ungefährdet spielen und toben können“, erzählt Udo Abels, zusammen mit Lars Ernst der Ansprechpartner des Vätertreffs.

Nachdem Udo Abels, Lars Ernst, Christoph Winkel und Stefan Holzmann zusammen mit der Dorstener Arbeit 2016 einen Bobbycar-Parcour bauten, kümmerten sich die vier aktiven Väter anschließend um den Spielplatz in Holsterhausen. Sie reinigten den Sandkasten, entfernten Laub und Unkraut, mulchten den Boden und kontrollierten die Sicherheit der Spielgeräte. Bestens unterstützt wurden sie dabei vom Grünflächenamt der Stadt Dorsten, vom Schützenverein Holsterhausen-Dorf sowie von der „Mobilen Jugendhilfe“ und den Fachkräften des Amtes für Familie und Jugend, Schule und Sport. Da die vier Männer zum größten Teil arbeitslos sind und das Geld für die benötigten Werkzeuge nicht aufbringen konnten, erhielten sie ein Bürgerbudget in Höhe von 1000 Euro. „Davon kauften wir nicht nur das Werkzeug, wir ließen auch Infomaterial drucken, das wir unter anderem auf unserem Stand beim Lichterfest auslegen, und finanzierten unser Spielplatzfest im Mai damit“, erklärt Udo Abels.

Das Engagement der vier Väter lobte Bürgermeister Tobias Stockhoff beim Spielplatzfest im Mai dieses Jahres: „Der Vätertreff Holsterhausen/ Rhade ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus einem Problem eine Lösung werden kann – wenn alle mit anpacken!“

Anfang des Jahres hat der Vätertreff offiziell die Spielplatzpatenschaft des öffentlichen Kinderspielplatzes "Friedensplatz" übernommen, auf dem jetzt in Kürze ein Wasserspielgerät geplant ist.

Der Vätertreff findet alle zwei Wochen dienstags von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr im Raum der „Mobilen Jugendhilfe“ auf der Borkener Straße 130 statt. Neue Väter sind dort gerne gesehen. Sie müssen nicht alleinerziehend sein, sollten sich jedoch sozial engagieren wollen.
Wenn Sie die Arbeiten des Vätertreffs unterstützen möchten, dann würden die vier Ehrenamtler sich über eine Spende an die „Mobile Jugendhilfe“ freuen.
Caritas Dorsten, IBAN DE35400602650004072300, Darlehenskasse Münster. Stichwort: Vätertreff Dorsten

„Diese Kombination aus Bürgerengagement und passgenauer Unterstützung der Stadt ist das richtige Rezept, mit dem wir in unserer Stadt sicherlich noch viel zum Guten verändern können“, würdigt Tobias Stockhoff diese beiden Projekte.

Text: Martina Jansen
Fotos: Martina Jansen, Stadt Dorsten und privat

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