„Steril, steril, bis es auf den Boden fiel.“

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

„Steril, steril, bis es auf den Boden fiel.“

Auch nächstes Jahr in den Sommerferien packt Dr. Elisabeth Robens wieder ihren Koffer und fliegt in den Süden.

So wie Hunderttausende andere Urlauber auch. Das Urlaubsziel der Zahnärztin aus Lembeck unterscheidet sich allerdings stark von dem der üblichen Touristen: Frau Dr. med. Elisabeth Robens flog die letzten drei Male für die Organisation „Zahnärzte ohne Grenzen“ nach Südostasien, genauer nach Nepal. Nächstes Jahr geht es zu den Kapverdischen Inseln an die Westküste Afrikas.

„Ich hörte damals von dem Projekt und wusste sofort, dass ich hier mitmachen wollte“, so Dr. Robens, die mittlerweile bereits seit zehn Jahren ehrenamtlich in ihrer Freizeit in Entwicklungsländern Patienten mit Zahnproblemen behandelt.

Foto oben rechts: Kathmandu, die Haupststadt Nepals

Die quirlige rheinische Frohnatur berichtet farbenfroh und bildlich von ihrer Arbeit in Nepal. Schade nur, dass ihre Patienten vor Ort nicht in den Genuss ihrer Erzählungen kommen, weil sie sie nicht verstehen. „Die

Landessprache Nepali verstehe ich natürlich nicht, daher übersetzt Harry, der in der Station ausgebildete nepalesische Zahnarzthelfer,  meine Frage an den Patienten“, beschreibt Frau Dr. Robens den Weg der Diagnosestellung. „Harry teilt mir dann mit, was dem Patienten fehlt.“ So weit die Theorie. Die Praxis sieht etwas anders aus. „Der nepalesische Zahnarzthelfer mit seinem umfangreichen Wissen von maximal zehn englischen Worten gibt mir mit seinem englischen Wortschatz die Antwort seines Gegenüber wieder“, erzählt die humorvolle Zahnärztin weiter. „Das ist fast so wie ‚Stille Post‘, ich weiß nicht, was am Ende dabei rauskommt. Aber so groß ist eine Mundhöhle ja nicht. Bisher habe ich immer herausgefunden, wo die Ursachen der Schmerzen zu suchen waren“.

Foto oben rechts: Frau Dr. med. Robens wird in der Zahnstation vom nepalesischen Zahnarzthelfer "Harry" unterstützt

In Sankhu, 15 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Kathmandu, führt  die gemeinnützige Organisation „Interplast Germany e.V.“ seit 1996 ein Krankenhaus. Hier  behandeln deutsche Ärzte Tumor- und Brandopfer, die sich eine Behandlung nicht leisten können. Die Langzeitpatienten liegen zu sechst in einem kleinen Raum und unter jedem Bett befindet sich eine weitere Matratze für die Begleiter. Frau Dr. Robens wird kurz nachdenklich. „Da lernt man Demut.“

Foto oben rechts: "Harry" ist nicht nur Zahnarzthelfer, er ist auch Dolmetscher zwischen Dr. Robens und den Patienten

Es riecht „arm“ hier, riecht nach Müll und Luftverschmutzung, aber die Nepalesen besitzen eine Grundzufriedenheit. Sie kennen es nicht anders. Sie haben wenig, klagen aber nicht. Trotz ihrer Armut legen die Frauen, die in ihren roten Gewändern auf den Reisfeldern arbeiten, wie alle Hindus, viel Wert auf Ihr Aussehen, auf Freundlichkeit, Respekt und Benehmen. „Egal, wie durchgelatscht ihre Flip Flops auch sind, liegen meine Patienten auf dem Behandlungsstuhl, so ziehen sie die Schuhe aus“, beschreibt Dr. Elisabeth Robens weiter die Situation vor Ort.

Foto oben rechts: Frauen arbeiten auf den Reisfeldern rund um das Krankenhaus

Von der Umgebung und der Hauptstadt Kathmandu sahen die ehrenamtlichen Zahnärzte  während des dreiwöchigen Einsatzes kaum etwas. „Wenn wir mal unterwegs waren, dann fuhren die Taxifahrer uns abends zurück, als wäre – im wahrsten Sinne des Wortes - der Teufel hinter ihnen her“, erinnert sich die sympathische Lembeckerin. „Sie mussten ja vor Eintreten der Dunkelheit wieder zurück sein, bevor die Dämonen auftauchen.“ Das ist eine absolut andere Welt oder um es in den Worten Frau Dr. Robens auszudrücken: „Das ist echt schräg!“
So saßen die Ärzte abends in ihrer Unterkunft zusammen und kochen zusammen – für die Zahnärztin aus Lembeck gerne auch mit viel Knoblauch. „Wir hatten weder Radio noch Fernsehen, aber so kamen wir alle gut runter, das tat auch mal gut.“

Foto oben rechts: Das Krankenhaus in Nepal

Die 53-Jährige landete durch die „Kinderlandverschickung“, wie sie die Zentrale Vergabe für Studienplätze nennt, in Münster – und ist in Lembeck geblieben. Seit 21 Jahren Praxis arbeitet sie bereits in ihrer Praxis und es macht ihr immer noch Spaß. Hier steht auch die Spendendose für Zahngold, deren Erlös ebenfalls für „Zahnärzte ohne Grenzen“ bestimmt ist. Dank ihres guten Kontakts zu Georg Hüsken, dem Pächter des Schlosshotels Westerholt, finden seit 2006 hier auch regelmäßig Golf-Benefizturniere zu Gunsten von „Zahnärzte ohne Grenzen“ und „roterkeil.net“ statt. Sowohl die Startgelder, als auch der Erlös des Buffets, das Georg Hüsken spendet, gehen zu hundert Prozent an die beiden Organisationen.   

Obwohl die ehrenamtlichen Helfer Flug und Unterbringung selber zahlen, benötigt die Stiftung weiterhin Spenden, mögen sie auch noch so klein sein, denn viele Regentropfen bilden einen See.

www.dentists-without-limits.org

Foto oben rechts: Dr. Elisabeth Robens

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak, privat und fotoia.com

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