Mit Zuckerbrot und Peitsche

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Mit Zuckerbrot und Peitsche

Christiane Broders – die Meistermacherin aus Rhade

Das Thema Sicherheit zieht sich wie ein roter Faden durch das Training von Christiane Broders. Und das kann durchaus wörtlich genommen werden. Ein roter Plastikfaden durch den Gewehrlauf geschoben signalisiert, dass sich keine Kugel mehr im Lauf befindet. „Das ist eine klare Sicherheitsansage, die jeder Schütze beherzigen muss“, betont die Trainerin.

Bereits in der ersten Unterrichtsstunde lernen die jugendlichen Sportschützen diese Regel kennen und sie sitzt eisern. Ebenso wenig dreht sich ein Schütze mit dem Gewehr in der Hand um, sodass der Lauf eine Person zeigt. „Es gibt strenge Regeln, wir ballern hier nicht einfach in der Gegend herum, auch wenn das zuerst einige junge interessierte Gäste meinen“, bringt es die engagierte Rhaderin auf den Punkt.

Christiane Broders kam vor mehr als 35 Jahren zur Schießgruppe Holsterhausen Dorf. Allerdings noch nicht zum Schießen, das war bei Mädchen damals nicht gerne gesehen, sie wurde vom Nachbarn, einem Trainer im Verein, zum Sport mitgenommen. Dort lernte sie nicht nur ihren jetzigen Ehemann Johannes kennen, auch ihre Freude am Schießen war geweckt. Beste Voraussetzungen, um die Jugend- und Damenmannschaften zu trainieren.

„Das ist schon Hochleistungssport, den wir hier betreiben“, bemerkt die aktive Schützin. Gut erkennbar ist dies auch an der Kleidung aller Sportschützen. Sie tragen spezielle Schießschuhe, um möglichst gerade zu stehen, sowie Jacken und Hosen, um den Rücken zu stabilisieren und zu entlasten.

Bevor die Jugendlichen den ersten Schuss beim Training abgeben, kontrolliert die Trainerin unter anderem den festen Stand ihrer Schützlinge. Es dauert eine Weile, bis der Beinabstand passt und auch das Gewehr auf den jeweiligen Schützen eingestellt ist. Diese Zeit geht vom Training ab, daher haben aus diesem Grund fast alle Schützen ein eigenes Gewehr, das im Mittelmaß um die 3.500 Euro kosten kann.

Bei dieser Investition sollten die Jungschützen ihre Motivation an diesem Sport natürlich nicht so schnell, bestenfalls gar nicht, verlieren. Jeden Monat übt Christiane Broders daher mit ihnen jeweils andere Fähigkeiten. In diesem Monat ist die Augen-Hand-Koordination an der Reihe. „Christiane ist klasse, sie ist eine tolle Trainerin“, sind sich die anwesenden Jugendlichen einig. „Auch wir sind froh, dass wir Christiane haben“, ergänzt der langjährige Sportschütze Reiner Evers.

Foto oben rechts: Christiane Broders mit ihrem Schützling Lea

Carla Enbergs und Lea Droszez stehen heute besonders im Fokus. Die beiden 13-Jährigen starten am 2. Juni bei den Landesmeisterschaften im Dortmunder Landesleistungszentrum. Vorgesehen war ein Teamstart zusammen mit der ebenfalls 13-jährigen Paula Mattes, die bei den Deutschen Meisterschaften vorletztes Jahr in einem guten Mittelfeld landete. „Leider brach sich Paula vor Kurzem das Handgelenk. Wir können daher in diesem Jahr nicht mit ihr im Team, sondern müssen als Einzelkämpfer starten“, bedauern Karla und Lea.

Ihre Chancen im Juni stehen nicht schlecht: Carla Enbergs, die amtierende Stadtmeisterin in ihrer Altersklasse, und seit drei Jahren im Verein, schrappte mit einem Ring an der Qualifikation der Deutschen Meisterschaft vorbei und belegte bei der Landesmeisterschaft im letzten Jahr einen sehr guten zehnten Platz. Nun hofft sie, sich auf den Landesmeisterschaften erneut für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Lea Droszez kam vor zwei Jahren zum Verein, da sie mit ihrem Vater Nico ein gemeinsames Hobby suchte. Bereits nach dieser kurzen Zeit erreichte sie den dritten Platz bei der Stadtmeisterschaft.

Es fällt auf, dass die Frauen häufiger in höheren Ligen spielen. „Das liegt an unseren körperlichen Voraussetzungen“, schmunzelt Katja Sago, Co-Trainerin und Schützin in der ersten Damenmannschaft. „Von der Natur ist uns Frauen bereits mehr Hüfte mitgegeben, um darauf unsere Babys zu tragen. Das kommt uns natürlich zugute, wenn wir eine Stunde mit vorgeschobener Hüfte konzentriert am Schießstand stehen müssen“, fährt sie fort.

Das Fokussieren in den Wettbewerben geht immens auf die Konzentration und braucht viel Energie. „Nach einer Stunde sind die Schützen fix und fertig“, weiß Christiane. „Ich fordere meine Schützlinge stark, achte jedoch auch sehr darauf, ob es ihnen gut geht. Da der Kreislauf nach dem letzten Schuss oft plötzlich stark abfällt, habe ich für sie als Energieschub immer Traubenzucker dabei.“ Und da sind sie wieder: Zuckerbrot und Peitsche.

Foto oben rechts: Lea Droszez komnzentriert sich auf den Schuss

Die erste Damen-Mannschaft schießt zurzeit mit drei Schützinnen aus drei Dorstener Vereinen in der Westfalenliga, der dritthöchsten Klasse. „Leider haben wir es jedoch noch nicht geschafft, die besten Nachwuchsschützen aller Dorstener Schießgruppen in einer Mannschaft zu vereinen“, bedauert Christiane Broders. „Aber als Vorsitzende der ‚Fachschaft Schießen‘ im Stadt Sport Verband wäre ich natürlich bereit, alles Mögliche zur Unterstützung beizutragen“, fährt sie fort.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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