Luis und der Schmetterlings-Opa

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Luis und der Schmetterlings-Opa

„Sami, Sami, fliegen wir jetzt endlich zu meinen Freunden?“, frage ich noch einmal ganz aufgeregt den lieb aussehenden Schmetterling.
„Ja doch Luis, das machen wir gleich“, antwortet er mir mit seiner dunklen Stimme. „Aber vorher muss ich mich noch ein wenig ausruhen, denn für mich ist es ein langer Weg zu deinem Teich.“ Sami setzt sich auf seinem Ast bequem hin und schließt die Augen. Ungeduldig hüpfe ich hin und her, fliege um den Strauch herum, setze mich wieder und fliege gleich wieder los. Ich kann einfach nicht stillsitzen, denn ich freue mich so sehr darauf, dass ich gleich meine Freunde wiedersehe.
Ich habe ganz lange gewartet und Sami schlafen lassen. Doch jetzt glaube ich, dass er ausgeschlafen hat. „Sami?“, flüstere ich. „Samiiiii?“ Doch Sami hört mich nicht. „Saaaaamiiii“, stupse ich ihn in die Seite, „bist du wach?“ Der alte Schmetterling erschreckt sich und verliert den Halt. Er hängt jetzt mit dem Kopf nach unten unter dem Ast. „Oh Sami, das tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Sofort helfe ihm, dass er wieder auf seinem Zweig sitzen kann. „Schon gut mein Lieber, mir ist ja nichts passiert. Wir Schmetterlinge fallen nicht auf den Boden, wenn wir schlafen. Und außerdem kann ich dich ja auch verstehen“, antwortet mir Sami.
Irgendwie sieht er jetzt anders aus als vorhin. Aber warum nur? Da sehe ich auf dem Boden seine Brille, die er verloren hat. Ich hebe sie auf und gebe sie ihm. Jetzt ist er wieder der alte Sami, der aussieht wie ein freundlicher Opa. „Wenn ich meine Freunde so lange nicht gesehen hätte, wäre ich genauso ungeduldig wie du“, meint Sami noch zu mir und streicht seine Fühler glatt. Dann breitet er seine Flügel aus und ruft mir zu: „Na, dann komm Luis, wir fliegen jetzt zu deinen Freunden.“
Wir fliegen ganz, ganz lange. Aber wir fliegen auch ganz, ganz langsam. Sami kann leider nicht so schnell fliegen wie ich. Und so fliege ich immer wieder ein paar Meter vor und fliege dann wieder zurück zu meinem neuen Freund. Ich bin immer noch sooo aufgeregt, dass ich die ganze Zeit über davon reden, wie sehr ich mich auf meine Freunde freue und wie sehr ich meinen Teich vermisse.
Wir fliegen über Wälder und wir fliegen über Wiesen, aber nichts kommt mir bekannt vor. „Bist du sicher, dass du den Weg zu meinem Teich kennst Sami?“, frage ich ihn vorsichtig. „Ja doch Luis, sei doch nicht so ungeduldig. Warte noch ein kleines bisschen, dann wirst du es wissen“, antwortet mir der Schmetterlings-Opa.
Und dann sehe ich plötzlich eine dicke grüne Libelle. Sie ist ganz weit weg und ich kann nicht erkennen, ob sie ein Freund von mir ist. Aber jetzt kommen mir auf einmal die Bäume bekannt vor und auch die Blumen erkenne ich wieder. Und ganz hinten glitzert ein See. „Sami, Sami, ich bin gleich Zuhause“, rufe ich dem freundlichen Schmetterling aufgeregt zu. „Dann flieg mal los mein Junge, ab jetzt findest du den Weg alleine.“
Ich drücke Sam noch einmal so doll, dass er kaum noch Luft bekommt. „Danke Sami, danke, dass du mich nach Hause gebracht hast“, freue ich mich noch einmal. „Viel Spaß mit deinen Freunden“, wünscht mir Sami und fliegt dann nach Hause.
Plötzlich höre ich Stimmen. Die Stimmen kenne ich, es sind die Stimmen meiner Freunde. Auch sie freuen sich, mich wiederzusehen. Alle reden durcheinander und fragen mich, wo ich war und was ich gemacht habe. Ich erzähle von der Ameisenkönigin und von Sami und meine Libellenfreunde hören mir ganz gespannt zu.
Kannst du dich auch noch daran erinnern, wie mich die kleinen Ameisen durch das viel zu kleine Tor gedrückt haben und ich ins Ameisenschloss gerollt bin? „Und dann haben mich …“ will ich ihnen gerade davon erzählen, da breche ich mitten im Satz ab. Auf einem dünnen Ast direkt vor mir sitzt ….

Was glaubst du, wen sehe ich da wohl?

Text: Martina Jansen
Foto: adobe, ekyaky

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