Der „Hüter“ der Golfregeln

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Der „Hüter“ der Golfregeln

R&A- Referee Jörn Großblotekamp ist ein echter Dorstener Pohlbürger

Bereits seit seinem 16. Lebensjahr sieht Jörn Großblotekamp den grünen Rasen des Golfclubs „Schwarze Heide Bottrop-Kirchhellen e.V.“ als sein zweites Zuhause an. Er ist einer von weltweit mehr als 60 Millionen organisierten Golfspielern, doch „nur“ zu spielen, das war dem Dorstener zu wenig, er engagiert sich auch ehrenamtlich im Golfsport.

„Zuerst einmal möchte ich eine Lanze für den Golfsport brechen. Wir wollen zwar den eleganten Charakter des Golfsports bewahren, sind aber alles andere als abgehoben. Unser Jahresbeitrag erscheint auf den ersten Blick hoch, aber er ist gerechtfertigt, denn das große Gelände braucht intensive Pflege“, erklärt Jörn Großblotekamp. „Nach Schnupperkursen oder Probemitgliedschaften stellen viele unserer Gäste sogar fest, dass Golfen günstiger ist als beispielsweise der Reit- oder Segelsport. Bei uns ist jeder willkommen, egal, welchen Alters und sozialem Rang“, fährt der Vizepräsident des Clubs fort, „Hauptsache, er trägt Stoffhosen und Polohemden“, schränkt der sympathische Golfer jedoch sofort ein.

Foto oben rechts: Jörn Großblotekamp beim Abschlag

Ob die Kleiderordnung auch im Regelwerk der Golfer erscheint, vergaß ich zu fragen, obwohl ich einen echten Experten direkt vor mir habe: Neben Jörn Großblotekamp gibt es nur noch rund 40 weitere „R&A-Referees“ in Deutschland, wie die Schiedsrichter im Golf genannt werden. Der 48-Jährige bestand vor vier Jahren die härteste Golfregel-Prüfung der Welt und ist damit das Pendant zum FIFA-Schiedsrichter.

Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg. Anfang 2000 begann seine zweijährige Ausbildung zum Platzrichter im Landesverband, anschließend folgte die Qualifikation zum Spielleiter auf Bundesebene. Ab da konnte der selbstständige Unternehmensberater bereits in der Deutschen Golf-Liga als Platzrichter auf dem Golfplatz stehen. Auf Vorschlag des Golfverbandes bereitete sich der Dorstener schließlich noch auf seine letzte Qualifizierung vor: zum international anerkannten „R&A-Referee“ mit Prüfung im schottischen St. Andrews. „Obwohl die Anzahl der Regeln von 34 auf 24 gekürzt wurde, sind es nicht weniger Regeln geworden, sie wurden nur anders strukturiert“, zeigt mein angenehmer Gesprächspartner auf das nicht gerade dünne Regelwerk mit zahlreichen Punkten und Unterpunkten.

Diese weltweit geltenden Golfregeln werden gemeinsam mit dem Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A) und für die USA und Mexiko von der „United States Golf Association“ (USGA) herausgegeben. Sie beschäftigen sich unter anderem mit der Ausrüstung und dem Verhalten der Spieler über Platzverhältnisse hin zu unspielbaren Bällen. Selbst die Spielgeschwindigkeit und die damit verbundene Dauer von vier Stunden und 20 Minuten für 18 Loch ist dort angegeben.

Foto oben rechts: Der Golfball wiegt maximal 45,93 Gramm

Wir fahren mit dem Golfcar über das riesige Gelände und ich sehe zwei junge Golftalente, die offensichtlich diverse Schläge trainieren. Bemerkenswert, welch eine Kraft hinter dem Schlag steckt, wenn der Körper sich wie eine Feder entspannt. „Es ist nicht so, dass Golf ein Sport für die ältere Generation ist, wie oft angenommen wird“, erklärt mir Jörn Großblotekamp, als er meinen Blick bemerkt. „Wenn alle 18 Löcher gespielt werden, dann ist der Weg sechs Kilometer lang, nicht selten werden es aber auch acht Kilometer. Da sind nach vier oder fünf Stunden mit dem Golfbag, der mehr als 25 Kilogramm wiegen kann, auch die jüngeren Spieler oft erschöpft.“

Foto oben rechts: Vom Abschlag (Englisch = Tee) wird der Ball mit dem Eisen möglichst weit in Richtung Green geschlagen

Während der Fahrt übers Fairway erinnert sich der passionierte Golfspieler daran, wie der Platz hier entstand. „Ich half als Jugendlicher mit weiteren hundert Mitgliedern der ersten Stunde mit, den Acker von Steinen zu befreien. Ich wurde mit 16 Jahren mit dem Golfvirus infiziert und seitdem ist Golfen meine Leidenschaft und wird es auch bleiben“, betont er. Die damalige Arbeit hat sich gelohnt: Aus dem Feld wurde eine Oase der Ruhe mit gepflegtem Grün in verschiedenen Schnitthöhen, Bäumen und Sträuchern sowie mehreren Teichen.

Mit dem Golfmobil ist der Dorstener Referee auch auf Turnieren unterwegs, um bei Problemen auf dem Rasen schnell anwesend zu sein. Wird er von einem Golfer gerufen, der bei Turnieren unsicher ist, wie er in seiner jetzigen Spielposition verhalten soll, steht der 48-Jährige bereit. In diesen kniffligen Fällen zählt dann sein Wort. „Wir sind natürlich nicht unfehlbar“, so Jörn Großblotekamp, „daher haben wir im Zweifelsfall immer noch die ‚Second Opinion‘ und können einen Kollegen fragen.“

Foto oben rechts: Mit dem Golfcar ist Jörn Großblotekamp schnell vor Ort, wenn es während eines Turniers Fragen gibt

Die Golfregeln sind weltweit gleich, nur die Plätze sehen jeweils anders aus. Kein Platz gleicht dem anderen. Auch die einzelnen Spielbahnen

auf dem Rasen in Kirchhellen ändern sich durch die täglichen neuen Fahnenpositionen und machen die Durchgänge dadurch interessanter und abwechslungsreicher. Dafür verantwortlich ist ebenfalls Jörn Großblotekamp, der im Vorstand den Sportbereich koordiniert. So organisiert er zusammen mit Vereinskollegen und dem Schatzmeister des Clubs, Gregor Stienen, den alle zwei Jahre in Kirchhellen stattfindenden „Ryder Cup“, zeitgleich zum amerikanischen Original, jedoch angepasst auf Vereinsverhältnisse.

Selbst spielt der Dorstener bereits seit 32 Jahren im Kirchhellener Club. Lange gehörte der Golfer zu der ersten Mannschaft, nun spielt Jörn Großblotekamp in der Altersklasse 30+, aber auch noch auf Clubturnieren. Momentan kann er dabei stolz sein auf seinen Platz unter den oberen Zehn Prozent in der Rangliste sowohl auf Vereins- als auch auf Bundesebene.

Jörn Großblotekamp ist als Referee bei den „Porsche European Open“, auf Qualifikationsturnieren zur Deutschen Meisterschaft oder auch auf Bundesligaspielen oft unterwegs. „Ich freue mich aber jedes Mal darauf nach Hause zu kommen“, bringt er seine Heimatverbundenheit auf den Punkt.

Foto oben rechts: Jörn Großblotekamp (links) mit Moderator Thomas Gerres beim vereininternen Ryder Cup

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

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