Berlin – London – Dorsten

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Berlin – London – Dorsten

In seiner Heimat Dorsten fühlt sich Musikproduzent Jaxon Bellina extrem wohl

Jaxon Bellinas Arbeitsplätze sind in der Welt verstreut. Dort hat der Musikproduzent und Songwriter aus Hervest nicht nur (berühmte) Arbeitskollegen, sondern auch Freunde gefunden. Dennoch ist er absolut bodenständig geblieben und freut sich jedes Mal, wenn er nach einem langen Flug die Lippebrücke überquert und das Gefühl von Heimat in ihm aufkommt.

Jaxon Bellinas Bodenständigkeit wird vielleicht am deutlichsten darin sichtbar, dass er als Familienmensch gerne mit seinen beiden Kindern und seiner Frau Silke zusammen ist. 20 Jahre sind die beiden, entgegen der „Gepflogenheiten“ im Showbusiness, nun zusammen und noch immer glücklich. „Sehr glücklich sogar“, wie er betont.
Der Hervester betreibt gemeinsam mit seinem Partner Tim Schult die Musikagentur 6000media und ihre Büros inklusive Tonstudio liegen mitten in der Dorstener Innenstadt, hoch oben im Dachgeschoss des ehemaligen Woolworth-Gebäudes. Jeder, der dort arbeitet oder zu Besuch kommt, muss gut zu Fuß sein. Einen Aufzug gibt es nicht. Es bleibt nur der anstrengende Weg über die gefühlten tausend Stufen nach oben. Vom Dach aus entschädigt jedoch der tolle Blick auf die Dorstener Altstadt. Eine einzelne kleine Tür führt in sein Reich, hier kann Jaxon Bellina proben und musizieren, ohne jemanden zu stören.

Für Michael Bellina, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, war schon seit der frühen Jugend klar: „Ich werde Musiker.“ Beeinflusst haben ihn dabei insbesondere die Beatles und Nena.

Foto oben rechts: Jaxon Bellina an seinem Arbeitsplatz

Schon früh erlernte er das Klavierspielen. „Damit kam ich jedoch bei den Mädels leider nicht an“, erinnert sich der Musikproduzent. „Klavier und Brillenträger, das war damals eine echt uncoole Kombination“, fährt er fort. „Ich hätte viel lieber Gitarre gespielt, denn darauf standen die Mädels.“ Seine Oma erhörte seinen Wunsch und schenkte ihrem Enkel dieses Instrument. Da sein Vater gar nicht auf Gitarre stand, musste der junge Jaxon heimlich üben. Das Klavierspielen durfte er dabei natürlich nicht vernachlässigen. 
„Obwohl ich musikalisch bin, habe ich weder Talent zum Auflegen, noch dazu, Blasinstrumente zu spielen. Wir werden sicher niemals Freunde, denn wenn ich sie spiele, dann klingen Saxofon und Trompete, als wären sie kaputt“, verrät der kommunikative Dorstener. Aber Gitarre und Jaxon Bellina, das passt(e) und so spielte er bei der Schermbecker Band „The Guanavaana“, bis diese sich 1995 auflöste.

Foto oben rechts: Jaxon M. Bellinas Auftritt als Gitarist im "Alten Bahnhof" ...

... und in der Gesamtschule Schermbeck

Musikalisch ging es jedoch ohne Pause weiter. Jaxon Bellina produzierte Musik und spielte aus der Not heraus, da er zu diesem Zeitpunkt auf keine Musiker zurückgreifen konnte, alle Instrumente selbst ein. Heute ist diese Arbeit am PC einfacher und Songs sind nach Jahren noch exakt nachvollziehbar. Früher am Mischpult war es fast ein Ding der Unmöglichkeit, die Stellungen der verschiedenen Regler einen Tag später wieder präzise herzustellen.

Kurzzeitig wich Jaxon Bellina von seiner Arbeit als Musikproduzent ab und wurde 1997 mit DJ Phil Fuldner und Christian Groote Teil der Synthie-Pop-Band „Be.Well“. Als sich erste Erfolge einstellten, schien sein Weg als Popstar vorgezeichnet. „Aber als plötzlich junge Mädchen vor meiner Tür standen, da wusste ich: Ich will kein Leben in der Öffentlichkeit, kein Leben auf dem roten Teppich“, so der 46-Jährige. „Mir wurde in diesem Moment klar, dass ich mich auf die Musikproduktion konzentrieren wollte.“
Dabei ist er stets am Puls der Zeit sowie dem aktuellen Musikgeschmack. Und Jaxon Bellina macht seinen Job gut, sonst wäre er nicht 21 Jahre im Geschäft. Über 20 Jahre davon arbeitet er mittlerweile mit seinem Partner, dem Marler Musikproduzenten und DJ Moguai, zusammen. Hits der „Sugarbabes“, der „Girls Aloud“ oder auch von „Kylie Minogue“ tragen dabei ihre Handschrift. Auch mit Robin Schulz, der seit einigen Jahren zu den erfolgreichsten deutschen DJs gehört, hat der sympathische Songschreiber schon zusammen gearbeitet.

Der Dorstener Songwriter ist Realist geblieben und kann daher Neulingen im Showgeschäft nur raten, demütig zu sein und vorsichtig mit dem momentanen Erfolg umzugehen. „Ich bin glücklich mit meinem bürgerlichen Leben und fühle mich in Dorsten mit meinem tollen Umfeld extrem wohl“, beteuert er. „Dennoch ist es schön, bei meiner Arbeit in anderen Studios mit den Leuten in deren Heimat zu arbeiten, mit in ihrem Leben zu sein“, schwärmt Jaxon Bellina davon, die Städte durch Leben zu erleben. Mehrmals im Jahr fliegt er nach LA oder London und  skypt ein- bis zweimal wöchentlich mit seinem guten Freund und Musikproduzenten Nick Coler aus England. 

Foto oben rechts: Jaxon Bellina ist all die Jahre Realist geblieben und rät Neulingen demütig zu sein und vorsichtig mit dem momentanen Erfolg umzugehen

„Aber auch in Dorsten habe ich richtig tolle Leute kennengelernt“, erinnert er sich an die Aufnahmen in seinem Studio für die Pommes- Soko-Reihe oder das Doppelalbum mit Frank Rosin für seine Fernsehsendungen. Jaxon Bellina produziert natürlich auch für „Leute wie dich und mich“, wenn sie vor seiner Studiotür stehen, aber hauptsächlich konzentriert er sich mit Moguai momentan auf die eigenen Projekte sowie die vielen internationalen Verpflichtungen. So haben die zwei kürzlich mit dem Landesjugendchor „Consolidation“ das „Steigerlied“ musikalisch neu interpretiert. Eine weitere Version als Stadion-Punk-Rock mit der Band „Vertikal“ haben sie gemeinsam mit Karim Laiquddin produziert.

Als totaler Schalke-04 Fan sieht Jaxon Bellina natürlich auch zu, dass ihm dennoch Zeit bleibt, Spiele seines Lieblingsvereins zu verfolgen. Aber Zeit mit seiner Frau Silke und seinen Kindern Anna und Paul zu verbringen, das hat natürlich erste Priorität für den Familienmenschen.

„Allways go with the flow and keep it simple“ (Jaxon M. Bellina)

Foto oben rechts: Hoch oben auf dem Dachgeschoss des ehemaligen Woolworth-Gebäudes legt Jaxon Bellina hin und wieder eine kurze Pause ein

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

 

 

 

 

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