Heute treffe ich Maria Ombeck

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Maria Ombeck

„Ich bin dankbar für mein abwechslungsreiches Leben“

Maria Ombeck empfängt mich mit einem strahlenden und ehrlichen Lächeln. Ihre positive Ausstrahlung nimmt mich sofort gefangen und ich freue mich auf ein angenehmes Gespräch. Die Dorstenerin erzählt mit so viel Freude in ihren Worten, dass ich spüre: Sie ist mit ganzem Herzen bei ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten.

„Man muss Menschen mögen, um ihnen helfen zu können“, beginnt die Dorstenerin und erzählt von den Anfängen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Als die stellvertretende Schulleiterin des Paul-Spiegel-Berufskollegs pensioniert wurde, suchte sie nach einer neuen Aufgabe. Marion Werk von der „Agentur für Ehrenamt“ beriet sie daraufhin hervorragend und so entschied sich Maria Ombeck für die Tätigkeit der Integrationslotsin. Bei diesem Ehrenamt werden Familien mit Migrationshintergrund gefördert und den Kindern ermöglicht, bessere Schulabschlüsse zu erzielen. „Eine Arbeit, die mir heute immer noch Freude macht.“

Gemeinsam mit Margarethe Matschinsky und der Schulsozialarbeiterin Irena Modler besuchte Maria Ombeck daraufhin zum ersten Mal die Familie Kirat in Hervest. Iffet Kirats fünf minderjährige Kinder wurden alle in Deutschland geboren, sprechen Deutsch und besuchen deutsche Kindergärten oder Schulen, sind also voll integriert. Die Mutter sprach jedoch kein Wort Deutsch und musste sich bis dato alleine im Paragrafen-Dschungel Deutschlands zurechtfinden.
„Wenn die Chemie nicht stimmt, dann funktioniert es nicht. Aber wir fanden uns gegenseitig sympathisch und daher bin ich nun schon seit sieben Jahren bei dieser Familie“, berichtet die 71-Jährige. Ein halbes Jahr besuchte Maria Ombeck einen Kurs zur Integrationslotsin und ist seitdem einmal wöchentlich, an einem festgelegten Tag, zu Gast bei der türkischen Familie und hilft den Kindern bei den Hausaufgaben. Viel Hilfe benötigen sie nicht mehr, denn alle fünf sind ehrgeizig und werden ihren Weg gehen. „Es bleibt nicht nur bei dem einen Tag“, weiß die freundliche Integrationslotsin aus Erfahrung. „Es kommen immer neue unerwartete Situationen auf mich zu, die ich dann klären muss. Die Zeit hätte ich kaum, wenn ich noch berufstätig wäre.“

Iffet Kirat spricht zwar mittlerweile, auch dank Maria Ombeck, so gut Deutsch, dass sie sich alleine verständigen kann, aber ab und an braucht sie noch die Unterstützung der Migrationshelferin. Daher begleitet sie die Familie Kirat zu Elternsprechtagen oder einigen Arztbesuchen ebenso wie auch zum Jobcenter, denn Iffet Kirat möchte nach bestandenem Integrationskurs ihr eigenes Geld verdienen. „Von Anfang an bekam ich sehr gute Unterstützung und Hilfe von der Stadt, dem Jobcenter oder auch dem Jugendamt“, erinnert sich die Dorstenerin.

„Maria, wir vermissen dich“. Maria Ombeck ist gerührt, als sie die Worte ihrer „Fünf“ aus einer Mail zitiert, und zeigt danach stolz die selbst gebastelten Geschenke der beiden Kleinsten Zeyyid und Hattap und von Maltalent Zülkan, den Sie liebe Leserinnen, liebe Leser, vielleicht schon aus einer der letzten Lesegeschichten kennen. Diese gebastelten Geschenke weiß Maria Ombeck sehr zu schätzen, ebenso wie die Tatsache, dass Iffet Kirat für sie immer fleischlos kocht.

Im Jahre 2012 sprang Maria Ombeck ein und betreute für vier Jahre zusätzlich ein Mädchen aus Sri Lanka bei ihren Hausaufgaben. „Ich war gerne bei dieser Familie und habe dort einen kleinen Einblick in eine ganz andere Kultur bekommen. Auf zwei Hochzeiten in der typischen Hinduzeremonie habe ich ein wunderschönes und farbenprächtiges Spektakel erlebt, das bleibt in meiner Erinnerung.“
Nachdem die Tamilin ihre Fachoberschulreife bestand und keine weitere Hilfe benötigte, konnte sich Maria Ombeck wieder ganz – neben ihren weiteren Ehrenämtern – auf „ihre“ Familie konzentrieren. Denn die gebürtige Kirchhellenerin arbeitet noch gerne in der Bücherei einer Kirchhellener Psychiatrischen Klinik. Da sie selbst gerne und viel liest, kann sie die Patienten dort sehr gut beraten.

Aber nicht nur Literatur interessiert die Dorstenerin. „Das kulturelle Angebot in Dorsten ist enorm“, freut sie sich. Und so schätzt Maria Ombeck die Möglichkeiten, hier Ausstellungen, Lesungen oder Konzerte zu besuchen, ins Kino oder mit Freunden essen zu gehen. Momentan muss sie dreimal wöchentlich wegen ihrer Knieprobleme zur Reha. Aber auch dort findet die aufgeschlossene Frau sehr schnell wieder neue Kontakte. Langeweile kennt sie nicht, und wenn sie etwas Zeit für sich hat, dann hört sie Musik, gerne Klassik und Elvis Presley. „Hin und wieder gehe ich auch in die Natur. Aber nur zum Spazierengehen“, betont Maria Ombeck, „nicht zum Wandern, denn sportlich war ich noch nie.“

Foto oben links: Maria Ombeck freut sich über die selbstgebastelten Geschenke "ihrer" fünf Kinder

Maria Ombeck ist nicht nur Integrationslotsin, sie besucht auch in der Pfarrei St. Nikolaus/St. Agatha 80-jährige und ältere Gemeindemitglieder an deren Geburtstagen. Eine Stunde etwa dauert der Besuch, über den sich die Senioren stets freuen.

Sie fühlen sich angesprochen und möchten älteren Mitmenschen zu ihren Geburtstagen ein wenig Ihrer Zeit schenken? Dann melden Sie sich doch bitte bei Sabine Cremer unter der Telefonnummer 02362  918713 oder bei Hugo Bechter unter 02362 3610.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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