Heute treffe ich Lisa Bauckhorn

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Lisa Bauckhorn

Die Dorstener Pressesprecherin sagt Adieu

Lisa Bauckhorn konnte Redakteure schon mal irritieren, wenn Sie die Wünsche der Presse erst einmal konsequent hinterfragte. Nicht jeder kam damit zurecht, dass sie mit ihrer direkten Art nachbohrte und auch schon mal kommentierte. Ich selbst hatte bei den wenigen Telefonaten, die ich mit der Dorstener Pressesprecherin führte, immer wieder mal das Gefühl zu stören. „Haben Sie ja auch“, bekam ich zur Antwort, als ich das Thema ansprach.

„Jeder, der mich anruft, stört erst einmal und unterbricht mich bei einer anderen Aufgabe“, ergänzte Lisa Bauckhorn ihre Aussage und ich bin erst einmal irritiert. Aber so schroff dieser Satz erst einmal klingen mag, so schnell verliert er an Schärfe, als mir die Pressesprecherin erklärte, wie er gemeint ist. „Es ist nichts Persönliches gegen den Anrufer, aber wenn ich gerade an einer Rede oder einer Pressemeldung schreibe, reißt mich ein Anruf aus meinen Gedanken. Ich kümmere mich dann um Pressefragen oder Bürgerbeschwerden, erinnere mich an den Vorgang, falls er bereits bekannt ist, leite die Information weiter oder spreche die jeweiligen Dezernenten darauf an.“ Sie fährt fort: „Wenn ich dreimal hintereinander ans Telefon gehe, dann muss ich mich erst wieder in meinen Ursprungstext einlesen und die Presseanfrage ja auch binnen kürzester Zeit bearbeiten.“ Lisa Bauckhorns Erklärung ist nachvollziehbar und nun sehe ich ihre Aussage in einem anderen Licht.
Die Zeiten, in denen die Pressesprecherin bei der Arbeit gestört wurde, sind nun allerdings vorbei. Am 19. Dezember wird sie vor der letzten Ratssitzung in diesem Jahr offiziell in den Ruhestand verabschiedet.
Fünf Bürgermeister hat sie kommen und vier davon gehen sehen – Heinz Ritter, Friedhelm Fragemann, Dr. Karl-Christian Zahn und Lambert Lütkenhorst. Jetzt, in der Amtszeit von Tobias Stockhoff, räumt sie nach 28 Jahren selbst ihren Schreibtisch im Dorstener Rathaus. Zu Räumen gibt es viel, wie mir Lisa Bauckhorn zeigt. Die Regale sind voll mit Dokumenten und Vorgängen, in fast 30 Jahren sammelte sich eine Menge an.

Als Pressesprecherin stand sie nicht nur Rede und Antwort zu Fragen, die Dorsten betrafen, sie gestaltete auch künstlerisch kleine Give-aways für Dorstener Neubürger, erfand und betreute die Homepage der Stadt vom ersten Tag an oder zeichnete seit 28 Jahren die verschiedenen Motive für die jeweiligen Titel der Frauenkulturtage.

Ihr Talent zum Malen vertiefte sie während ihres Kunst- und Geschichtsstudiums auf Lehramt für die Sekundarstufe 1 in Essen. Nach dem Staatsexamen, anschließendem Referendardienst und 2. Staatsexamen war sie 1984 zunächst einmal arbeitslos, da keine Lehrkräfte im Fach Geschichte eingestellt wurden. Ihre Kurse zum Erreichen des Hauptschulabschlusses an der VHS leitete sie jedoch weiter.

1986 orientierte sich die Gladbeckerin noch einmal neu und nahm an einem Pilotprojekt der Uni Dortmund teil und studierte Fachjournalismus für Öffentlichkeitsarbeit. Das Schreiben lag ihr nicht fern, hatte sie doch zusammen mit ihrem heutigen Mann Dirk bereits für eine Schülerzeitung geschrieben und damit den Grundstein sowohl für ihre journalistische Tätigkeit als auch für eine 47 Jahre lange Ehe gelegt. Während ihres Studiums sammelte Lisa Bauckhorn bereits neun Monate Berufserfahrung in der Hauptverwaltung des Krupp-Konzerns sowie ein Jahr lang in der Pressestelle der Stadt Bottrop, bevor sie die Stelle als Dorstens Pressesprecherin antrat. Neben diesem Wissen brachte sie von Bottrop auch ihren PC mit und war damit die Erste in der Stadtverwaltung Dorsten, die mit diesem Medium arbeitete.

Wir gehen nach draußen und die 66-Jährige zündet sich einen Filterzigarillo an. Das überrascht mich jetzt nicht, das passt zu dieser forschen Frau, die weiß, was sie will. Lisa Bauckhorn verrät mir, dass sie gerne im Rathaus arbeitet, jedoch immer Job und privat trennte. „Ich habe die Arbeit immer aus meiner Familie herausgehalten“, betont sie, „aber was hätte ich auch schon groß erzählen können?“, fährt sie fort.

Auf meine Frage, wie sie ihr „neues“ Leben demnächst gestalten möchte, verrät sie mir, dass sie ihr Haus aufmöbeln wird. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Alte Möbel, geerbt von der Großmutter, warten darauf, ein weiteres Mal restauriert zu werden, aber Englandfahrten nach Cornwall mit ihrem Morgan, dem englischen Kult-Sportwagen, stehen auch weiterhin auf dem Programm. Ansonsten wird die zukünftige Ruheständlerin nicht viel ändern. „Alle meine Träume sind bereits verwirklicht: Ich bin glücklich verheiratet, unser Sohn ist ebenso glücklich in Australien verheiratet, wir haben ein Haus und einen besonders lieben Hund.“
Seit einigen Jahren gehört Pointer-Mix „Negri“ zur Familie. Der agile Vierbeiner mit Genen eines Wind- und Jagdhundes braucht viel Bewegung, daher wird Lisa Bauckhorn mit ihm auch weiterhin viel in Gladbeck unterwegs sein. Und wenn noch Zeit übrig bleibt, dann betritt sie sicherlich nach vier Jahren auch mal wieder ihr Atelier, um zu malen, vorwiegend tiefe Landschaften mit viel Licht und Wolken.

14 Jahre lang organisierte Lisa Bauckhorn die Ehrenamtsgala. Bislang hatte sie noch keine Zeit jemanden einzuarbeiten, der sie nach ihr vorbereitet, daher schreibt sie auch für das kommende Jahr noch einmal das „Drehbuch“ der Gala und führt dabei am 31. März 2019 Regie. So ganz endgültig ist der Abschied dann ja doch noch nicht.

Foto oben rechts: Nach 28 Jahren verlässt Lisa Bauckhorn das Dorstener Rathaus

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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