Veranstaltung zum 75. Jahrestag der Bombardierung Dorstens ist abgesagt

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Veranstaltung zum 75. Jahrestag der Bombardierung Dorstens ist abgesagt

Gottesdienste in St. Matthäus und St. Agatha finden statt und sollen live übertragen werden

Collagen, Konzerte, Akrobatik und Gottesdienste  – vielseitig und kreativ sind die Aktionen, die Schulen, Heimatvereine, Kirchengemeinden und andere Gruppierungen unter Federführung des Amtes für Schule und Weiterbildung seit mehreren Monaten für die Gedenkveranstaltung am 22. März 2020 zum 75. Jahrestag der Bombardierung der Dorstener Altstadt und Wulfens eingeübt haben. Doch das Corona-Virus hat alle Planungen durchkreuzt: Die Veranstaltung ist als Schutzmaßnahme zur Eindämmung der hohen Infektionsgefahr abgesagt. 

Mit einer Ausnahme: Die Pfarrer der Pfarreien St. Matthäus und St. Agatha werden am Sonntag besondere Gottesdienste feiern. Weil die persönliche Teilnahme an Gottesdiensten aktuell nicht möglich ist, wird derzeit daran gearbeitet, die Gottesdienste per Livestream im Internet zu übertragen (siehe Hinweise zu den Gottesdiensten).

Bürgermeister Tobias Stockhoff bedauert die Absage der weiteren bereits geplanten Programmpunkte, ist es ihm doch ein besonderes Anliegen, den 22. März 1945 als einschneidende Zäsur in der Lokalgeschichte im Bewusstsein der Bevölkerung wach zu halten:

Am frühen Nachmittag des 22. März 1945 fielen 377 Tonnen Luftminen und Sprengbomben auf die Innenstadt. In weniger als 20 Minuten hatten alliierte Bombergeschwader die Lippestadt in ein flammendes Inferno verwandelt.  Die historische Altstadt wurde nahezu komplett zerstört.  Fast 300  Menschen starben, 700 Familien wurden obdachlos, das alte Dorsten war nicht mehr.

Der 22. März 1945 wurde auch Wulfens Schicksalstag. Morgens um 10.10 Uhr griffen amerikanische Bomberverbände das Dorf an: Der erste Schlag traf das Dorf und die Kirche, der zweite den Bahnhof, der dritte den neuen Friedhof und der vierte die Häuser „Auf der Koppel“. 23 Menschen verloren ihr Leben. Die Überlebenden standen vor den Trümmern ihrer Häuser.

„Dieses historische Ereignis ist ein geeigneter Anlass, uns zum Frieden mahnend an die Schrecken dieses von deutschem Boden ausgehenden Weltenbrandes zu erinnern und zugleich dankbar zu sein dafür, dass unser Land nach 1945 wieder in die Weltgemeinschaft aufgenommen und uns über die moralischen und materiellen Trümmerberge hinweg die Hände zur Versöhnung gereicht wurden“, betont Bürgermeister Stockhoff. Wichtig sei ihm, Jugendliche aktiv in die Gedenkveranstaltungen einzubinden: „Sie verknüpfen die Erinnerung an die Zerstörung mit einem perspektivischen Blick in die Zukunft.“

Bürgermeister Stockhoff bedankt sich bei allen Schulen, Heimatvereinen, Kirchengemeinden, Chören und anderen an der Organisation Beteiligten für ihren Einsatz bei der Vorbereitung der nunmehr abgesagten Veranstaltung und hofft: „Sicher kann die ein oder andere geplatzte  Aktion in ruhigeren Zeiten doch noch öffentlich aufgeführt werden.“

Hinweise zu den Gottesdiensten

Von dem ursprünglich geplanten Programm am kommenden Samstag und Sonntag mit Konzerten im Ev. Gemeindezentrum Wulfen-Barkenberg und in der Stadtpfarrkirche St. Agatha, mit Gottesdiensten in St. Matthäus und St. Agatha, mit Filmvortrag in der Gnadenkirche, Schüleraktionen vor der Franziskanerkirche und Einweihungen zweier neuer Geschichtsstationen, an denen auch Delegierte aus fast allen Dorstener Partnerstädten teilnehmen wollten, ist angesichts der aktuell grassierenden Corona-Pandemie zumindest ein „kleines Gedenken“ geblieben:

Wulfen:

Pfarrer Martin Peters feiert am Sonntag, 22.03.2020, um 9.00 Uhr in der St. Matthäus-Kirche eine Heilige Messe für die Opfer der Bombardierung, für alle Opfer von Krieg und Gewalt sowie für eine gute Bewältigung der aktuellen Corona-Situation. Bürgermeister Stockhoff nimmt stellvertretend für die gesamte Stadtgesellschaft an der Messe teil. Eine Teilnahme von weiteren Mitfeiernden des Gottesdienstes ist leider nicht möglich. Um dennoch Menschen die Teilnahme an diesem besonderen Gottesdienst zu ermöglichen, wird derzeit geprüft, ob ein Livestream im Internet angeboten werden kann.

Um 10.10 Uhr, dem Zeitpunkt der Bombardierung, gibt es ein fünfminütiges Totengeläut.

Altstadt:

Dort wird die Heilige Messe nach gleichem Muster am Sonntag, 22.03.2020, um 13.15 Uhr in der Stadtpfarrkirche  St. Agatha durch Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger gefeiert, ebenfalls mit Bürgermeister Stockhoff als einzigem Mitfeiernden. Um 14 Uhr, dem Zeitpunkt der Bombardierung, gibt es ein 15-minütiges Totengeläut. Auch hier wird aktuell an einer Übertragung per Livestream gearbeitet.

Kränze werden von der Stadt an den Gräbern der Kriegsopfer auf den Friedhöfen von St. Matthäus und St. Agatha niedergelegt.

Die Menschen sind aufgerufen, in den Zeiten des Totengeläuts – die den Zeitraum der jeweiligen Bombardierung beschreiben – eine Kerze zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt in ihre Fenster zu stellen.

Foto oben rechts: Diese Collage zeigt die Folgen der Bombardierung der Dorstener Altstadt am 22. März 1945

Text: Stadt Dorsten
Foto: Karlheinz Stroetzel

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