Unterwegs im Bundesforst

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Unterwegs im Bundesforst

Der Traumberuf für den naturbegeisterten Andreas Wanning

Andreas Wanning ist Schützenbrüdern bestens bekannt als Vorsitzender des hiesigen Schützenvereins. Die Wulfener wissen dagegen, dass er beruflich wohl „etwas mit Bäumen“ zu tun hat, wenn sie ihn in seiner grünen Uniform sehen. „Und tatsächlich habe ich ‚etwas mit Bäumen‘ zu tun“, verrät er mir. Andreas hat in der Uniform des Revierförsters des Bundesforstbetriebes Rhein-Weser täglich ein wachsames Auge auf den Bundesforst.

Schon als Kind hatte Andreas nur den einen Wunsch: raus in den Wald. Wie das Leben so spielt, war ein Nachbar seiner Eltern Forstverwalter am Lembecker Schloss. Er nahm den jungen Naturburschen während des Schulpraktikums unter seine Fittiche. Nebenbei wurde Andreas gerne als Frettchenjunge mit seinen Frettchen zur Jagd eingesetzt, bevor er 1987 selbst den Jagdschein erwarb.

Seine „adlige“ Ausbildung zum Forstarbeiter begann Andreas Wanning bei der fürstlichen Salm-Salmschen Forstverwaltung in Rhede. Dort erwarb er die handwerklichen Kenntnisse über die verschiedenen Arbeiten im Wald.
„Das war damals eine anstrengende, aber auch eine schöne Zeit“, erinnert sich Andreas und lacht. Im Grunde habe ich den positiv eingestellten Förster fast die ganze Zeit unseres Gespräches lachen hören. Zwei seiner lustigen Erlebnisse erzählt er mir während des Ganges durch eines „seiner“ Waldstücke. „Zu Zeiten, als es noch kein Handy und auch kein Navi gab, schickten wir einen Auszubildenden los, ein zweites Rückepferd von der Wiese zu holen, damit wir in der Holzernte schneller fertig werden. Zurück kam er mit einem Doppelpony, das wir aber nicht kannten. Wir ermittelten den Besitzer und die Entschuldigung endete in einem langen und feuchtfröhlichen Zusammensitzen.“ Auch eine Rot-grün-Schwäche ist beim Kennzeichnen der Bäume, die geschlagen werden sollen, nicht gerade von Vorteil. Andreas lacht schon wieder und berichtet von einem Forstarbeiter, der aufgrund dieser Farbsehschwäche die von ihm angezeichneten Bäume nicht erkannte. „Die Arbeit von drei Tagen war hin und wir mussten neu anfangen.“

Foto oben rechts: Andreas Wannings treuer Begleiter "Tell" ist stets an seiner Seite

Nach seiner Tätigkeit beim Grafen von Merveld, wechselte der damalige Forstarbeiter in die Ausbildung zum Mittleren Dienst. Hierzu ging für den angehenden Forstsekretär auf die staatliche Forstschule in Karlsruhe. Dort standen Themen wie Naturschutz, Standortkunde, Kenntnisse über Schadinsekten und Pilze, Jagd und Fischerei, Botanik auf dem Lehrplan.

 „Auch diese Zeit war schön, aber halt anders“, lacht er wieder und hat dabei sicherlich die eine oder andere Situation im Kopf. Ab 1995 wechselte der Forstsekretär zur Bundesforstverwaltung in Sachsen-Anhalt sowie ins Rheinland, um dann endlich 2002 wieder ins Münsterland zurückzukehren. Vor zehn Jahren ist der Wulfener in seinem Heimatort gelandet, als er die Stelle des Revierleiters im Gehobenen Dienst im Forstrevier „Bork“ übernehmen konnte.
Hier in Wulfen hat er auch sein offizielles Büro. „Etwa 50 bis 60 Prozent meiner Arbeitszeit verbringe ich hier regelmäßig und plane, telefoniere, erstelle Pläne, vergebe die Aufträge dazu und kontrolliere die ordnungsgemäße Durchführung“, erklärt der Förster seinen Arbeitsalltag. „Die Arbeit damals als Forstwirt war körperlich hart, aber ich konnte zumindest direkt Erfolge sehen. So sehe ich heute Bäume, die ich im Praktikum vor 35 Jahren gepflanzt habe. Heute denke und plane ich in Jahrzehnten und es werden in Sachen Waldbau große Aufgaben auf uns zukommen“, erzählt er weiter. Neben der nachhaltigen Bewirtschaftung muss er natürlich auch auf den Immissionsschutz und den Wasserhaushalt achten, aber auch den Erholungswert, den der Wald bietet, darf der Revierförster nicht außer Acht lassen.

Foto oben rechts: Revierförster Andreas Wanning versachafft sich einen Überblick über sein Revier

„Noch heute kann ich sagen: Ich habe meinen absoluten Traumberuf und habe ihn noch nie bereut“, freut sich Andreas über seine Berufswahl und fährt fort: „Zum Glück bin ich die restliche Arbeitszeit, die ich nicht im Büro verbringe, im Wald.“ Immer mit dabei ist Tell, der kleine Münsterländer, der aufs Wort gehorcht. Täglich ist er in seinem Revier unterwegs, eigentlich müsste ich sagen in seinen Revieren, denn die 250 Forstgrundstücke, die er betreut, hängen nicht zusammen. Das hat Vorteile, aber auch Nachteile. So muss Andreas Wanning weite Strecken zurücklegen, um die Reviere zu erreichen, dafür warten aber auch immer wieder neue Aufgaben sowie jeweils eine andere Flora auf ihn.
„Vor Ort sehe ich, welches Holz geschlagen werden muss und welche Bäume dafür wieder aufgeforstet werden müssen. Die Anforderungen an die Pflanzen haben sich durch den Klimawandel geändert. Ich muss nun darauf achten, welche Bäume besser mit Trockenheit umgehen können und welche Bäume tief wurzeln, damit sie auch Stürmen standhalten können.“ Aber auch auf Pilzbefall und Schadinsekten achtet der Förster und hat natürlich auch den Wildbestand im Auge. „In meinen vier Jagdbezirken, die ich betreue, nimmt das Schwarzwild zurzeit überhand. Da muss ich schon mal regulierend eingreifen“, erzählt Andreas und macht mir mit der Beschreibung seiner genial schmeckenden Wildschweinwürstchen den Mund wässrig.

Zum Aufgabengebiet des 51-Jährigen gehören auch die Flächen an den Bundeswasserstraßen sowie militärische Gebiete, die auch gesperrt sein können. Gerade diese Sperrgebiete werten Flora und Fauna erheblich auf.
Zum Ausgleich für seine „Einsiedlerarbeit“ im Wald trifft sich der gesellige Wulfener mit seinem Stammtisch „die Gießkannenrunde“ oder spielt die Orgel in der St. Matthäus-Kirche.

Gelernt habe ich selbst übrigens auch etwas während unseres Gespräches: den Ursprung der Redewendung „astrein“, wenn also etwas absolut in Ordnung ist. „Wir Förster können durch eine bestimmte Baumauswahl erreichen, dass sich an bestimmten Bäumen mangels Lichteinfalls keine Äste bilden. Der Baum ist dann astrein“, klärt mich Andreas zum Schluss auf.

Foto oben rechts: Gefährdet ein morscher Baum die Verkehrssicherheit, kennzeichnet Andreas Wanning ihn, damit er gefällt werden kann

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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