Dorstener Bündnis gegen rechts

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Dorstener Bündnis gegen rechts

Für ein weltoffenes Dorsten in einem friedlichen Europa

„Jetzt reicht es mir! Ich setze mich auf den Marktplatz und demonstriere.‟ Ruth Lange wollte nicht länger zusehen, wie rechte Parteien immer mehr Zuspruch, auch in Dorsten, bekamen. So gründete sie mit fünf Freundinnen und guten Bekannten am 2. Mai 2019 die Dorstener Ortsgruppe „Omas gegen rechts‟, die sich am selben Tag jedoch noch umbenannte in „Wir in Dorsten gegen rechts‟.

„Ursprünglich angedacht war, dass wir uns der Bochumer Gruppe ‚Omas gegen rechts‛ anschließen‟, erklärt Petra Weiß, Gründungsmitglied der Dorsten-gegen-rechts-Bewegung. „Aber wir wollten niemanden ausgrenzen, weder Opas, noch die Jugend.‟ Anlässe für das Zusammentreffen der Dorstener Frauen rund um Ruth Lange waren die bevorstehende Europawahl und der immer stärker werdende Nationalismus. Auch sorgte sich die Gruppe um den weitverbreiteten Rassismus und Antisemitismus. Sie wollten nicht weiter zusehen, sondern handeln.

Aus dem spontan angedachten, und sicher nicht so ganz ernst gemeinten Sit-in, wurde natürlich eine ordnungsgemäß angemeldete Demonstration. „Die Zeit der Gründung war schon sehr aufregend und auch spannend‟, erinnert sich Ruth Lange. „Die Vorgehensweise war ja neu für mich, aber ich habe hinzugelernt. Nun weiß ich beispielsweise, dass eine Demonstration spätestens 48 Stunden vor Beginn angemeldet werden muss.‟

Eine Meldung bei der Polizeiwache in Dorsten reicht da nicht aus, jede Demonstration in Dorsten muss beim Polizeipräsidenten Recklinghausen angemeldet werden. Kurz nachdem Ruth Lange ihre Demonstration dort ordnungsgemäß angemeldet hatte, erreichte sie ein Anruf vom Verfassungsschutz in Bottrop. „Ich bekam natürlich einen Schreck, aber diese Nachfrage diente nur der Sicherheit aller Beteiligten.“

Der Demonstration stand nun nichts mehr im Wege. Die mittlerweile zehn Mitglieder erstellten Protestschilder und standen zwei Tage später auf dem Platz der Deutschen Einheit. „Da wir uns dort verloren vorkamen, dachten wir uns nichts dabei gemeinsam zum Marktplatz zu wechseln‟, erinnert sich die Dorstenerin daran, wie die Polizei die kleine Gruppe verzweifelt suchte. „Ich wusste ja nicht, dass wir nur dort demonstrieren dürfen, wo sich der genehmigte Standort befindet.‟ Polizisten suchten die Dorstener Demonstranten, um sie gegebenenfalls vor rechten Sympathisanten oder Mitgliedern einer solchen Partei zu schützen.

Foto oben rechts: "Wir gegen rechts" stehen für weltoffenes Dorsten in einem friedlichen Europa

Das Bündnis gegen rechts bekam Zulauf. Zwei Wochen später, bei der dritten Demonstration, schlossen sich der kleinen Gruppe immer mehr Befürworter den Anliegen an und es stimmten mehr als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Europahymne an. Bei der nächsten Demonstration am 17. September anlässlich des Bürgerdialoges der AFD in der Aula des Gymnasium Petrinum zogen bereits 500 Demonstranten durch die Innenstadt zur Hochstadenbrücke.

„Unser Bündnis ‚Wir in Dorsten gegen rechts‛ steht für Toleranz, Demokratie und für ein freies Europa. Unsere Gruppe ist offen für alle Menschen, die sich diesen Werten verpflichtet fühlen, unabhängig von kulturellen, religiösen oder politischen Orientierungen‟, erwähnt die Gründerin des Bündnisses, Ruth Lange, ausdrücklich.

Das Jahr 2019 endete für die inzwischen bis zu 25 aktiven Mitglieder des Bündnisses mit einer stillen Teilnahme an der Gedenkveranstaltung des Jüdischen Museums zur Reichspogromnacht sowie der Teilnahme zur Einweihung des Anti-Rassismus-Busses. Das neue Jahr begann für sie mit einer Beteiligung an der Demonstration im Marl, am 18. Januar 2020, aus Anlass des Landesparteitages der AFD. Darauf folgte im Februar ein Themenabend "Das Neutralitätsangebot in der Schule" in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum und der Projektgruppe Brückenschlag" mit 100 interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Leider gab es im selben Monat einen Anlass für eine Mahnwache: Am 22. Februar zeigten 100 Personen vor dem Franziskanerkloster den Opfern von Hanau und den Angehörigen ihre Solidarität und ihr Mitgefühl.

„Sorge bereitet uns Mitgliedern des Bündnisses aber nicht nur die vielen vor uns liegenden Aufgaben in der Bewältigung der Corona-Krise“, so Ruth Lange und fährt fort. „In einem Sammelbecken vieler selbstgefälliger Egoisten, Ungläubiger und Reichsbürger, unterstützt durch rechte Parteien und Extremisten, breitet sich etwas aus, das unsere Demokratie versucht anzugreifen: ein völlig falsch verstandener Freiheitsbegriff und der Missbrauch der Grundrechte.“

Foto oben rechts: Die Teilnehmer der Demonstration setzen sich für Demokratie und für die Grundrechte ein

"Wir möchten verhindern, dass sich die Geschichte des Aufstiegs des Nationalsozialismus der 20/30-er Jahre wiederholt und sich nationalsozialistisches Gedankengut weiter in unserer Gesellschaft verbreitet", betont Ruth Lange. Zahlreiche Befürworter teilen diese Meinung bereits öffentlich mit ihrer Unterschrift auf der Webseite www.dorsten-rechts.de.

Sind Sie auch der Meinung: „Keinen Millimeter nach rechts?“ Dann können Sie das Bündnis dort ebenfalls gerne unterstützen.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

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