Johanna Elsing

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Johanna Elsing

„Unsichtbar“, aber dennoch unentbehrlich

Sie stehen mit einem Rezept Ihres Arztes in der Apotheke und die PTA überreicht Ihnen Ihr Medikament. So weit, so normal. Erst, wenn die Arznei nicht vorrätig ist, fällt Ihnen auf, wie wichtig die Arbeit einer Pharmazeutisch-Kaufmännischen Assistentin (PKA) ist.

Im Gegensatz zur PTA, der Pharmazeutisch-technischen Assistentin, die Sie am Verkaufstresen bedient und berät, arbeitet die PKA eher im Hintergrund. „Auch wenn Johanna mir direkt keinen Umsatz beschert, so sind sie und ihre Kolleginnen für mich dennoch unersetzlich“, betont Gerrit Nattler, Inhaber von vier Elisana-Apotheken in Dorsten und Gelsenkirchen.
Johanna befindet sich im zweiten von drei Ausbildungsjahren, kann aber sicherlich aufgrund ihres Abiturs die Ausbildungszeit verkürzen. Im Gegensatz zur PTA, die rein schulisch ausgebildet wird, besucht sie zweimal in der Woche die Berufsschule, während sie die restlichen Tage in der Apotheke die Praxis kennenlernt. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem die Lagerpflege sowie die Beschaffung der Arzneimittel. „Ich muss natürlich auch über die Zusammensetzung der einzelnen Medikamente und deren Wirkung Bescheid wissen, damit ich bei Lieferengpässen adäquaten Ersatz bestellen kann und wir ein breites Sortiment anbieten können. Momentan haben wir weiterhin Lieferengpässe bei viel zu vielen Medikamenten.“

Foto oben rechts: PKA Johanna Elsing

Ihr Chef erklärt die Situation: „Durch die Corona-Pandemie waren Erkältungsmedikamente kaum gefragt, die Lager aber noch gut gefüllt. Bedingt durch den Lockdown in China waren plötzlich einige Wirkstoffe nicht mehr lieferbar, die Lager leerten sich. Durch den Wegfall der Masken stieg dann unter anderem die Anzahl der Erkältungskrankheiten an, aber nun waren in allen Apotheken kaum noch Reserven vorhanden. Und die Hersteller liefern die knappen Arzneien aktuell eher ins Ausland, da dort mehr dafür bezahlt wird."
Engpässe vorauszusehen, ist ebenfalls eine von Johannas Aufgaben. Die 20-Jährige zieht dafür einige Parameter heran. „Ich schaue Nachrichten, lese Fachzeitschriften und informiere mich, welche Krankheiten im Umlauf sind und schaue auf die Verkaufszahlen unserer Medikamente. So kann ich abschätzen, ob wir einen größeren Vorrat an bestimmten Medikamenten wie beispielsweise Hustenmittel, Augentropfen oder Antibiotika anlegen sollten.“ Dazu steht Johanna im ständigen Austausch mit ihren Kolleginnen im Verkauf.
„Zaubern kann Johanna natürlich nicht, aber sie sowie ihre Kolleginnen haben schon extrem gute Kontakte zur Industrie, zu Herstellern und zu Apotheken untereinander“, weiß Gerrit Nattler und fährt fort. „Bisher haben sie erfreulicherweise immer gute Alternativen gefunden, denn von ihren Geschicken hängt der Erfolg der Apotheken ab.“
„Dass ich eine Ausbildung zur PKA anfing, das war purer Zufall. Ich habe in unserem Corona-Testzentrum gearbeitet und da sprach mich mein Chef an, ob ich nicht bei ihm eine Ausbildung beginnen möchte“, erinnert sich die 20-Jährige. „Zufall für dich, Glück für mich“, ergänzt lachend der Apotheker. „Johanna fiel mir auf, weil sie gewissenhaft und zuverlässig war, so gute Mitarbeiter schätzt natürlich jeder Chef.“
Johanna ist begeistert darüber, in welchem Umfang die Computertechnik den Weg in die Apotheken gefunden hat. „Wir scannen die gelieferten Medikamente nur noch ein, legen sie in ein Fach und ein Computerarm sortiert sie im ‚wilden Chaos‘ dort ein, wo gerade Platz ist. Ich erkenne da kein System und ohne Hilfe könnten wir kein Arzneimittel wiederfinden. Bei Stromausfall müssten wir per USB-Stick am Laptop den jeweiligen Lagerplatz des Medikamentes heraussuchen.“
Die Zeiten, in denen Apothekern nachgesagt wurde, sie würden sich eine goldene Nase verdienen, sind längst vorbei. „Die Verdienstspanne für uns Apotheker wird immer geringer, nicht umsonst gingen wir deswegen zuletzt ja auch auf die Straße. Wenn ich einer Fachkraft nach drei Ausbildungsjahren gerade einmal umgerechnet den Mindestlohn zahlen kann, und das auch noch Brutto, dann ist das schon heftig“, bedauert Gerrit Nattler.

Foto oben rechts: (v. l.) Johanna Elsing und ihr Chef Gerrit Nattler sind ein eingespieltes Team

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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