Lokallust Haltern am See - page 48

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Silbersee | 22. September 2018
Die Geschichte des Quarzsand­
abbaus oder die Entstehung der
Silberseen bei Haltern am See
Teil 1
Als „Halterner Quarzsande“ bezeichnet man eine
Ablagerungsfolge der Kreidezeit (Santon), die durch
ein kieseliges Bindemittel häufig schwach verfestigt
ist. Sie haben eine Ausdehnung von annähernd 900
Quadratkilometern und erstrecken sich halbmond-
förmig etwa von Lüdinghausen bis Borken.
Die mittlere Mächtigkeit der Ablagerungen beträgt
100 Meter. Die überwiegend unter dem Grundwas-
serspiegel anstehenden Quarzsande werden heute
in den Gewinnungsteichen (Silberseen) mit Saug-
baggern bis zu einer Tiefe von 40 m abgebaut. Die
im Bereich Dülmen, Hausdülmen, Flaesheim und
Sythen abgelagerten Halterner Sande weisen einen
besonders hohen Reinheitsgrad ( bis zu 99,9%) auf,
der auf Bleichvorgänge durch huminsäure Wasser
zurückzuführen ist. Die hiesigen Sande werden auf-
grund der Zusammensetzung und Kornform für die
Herstellung von Gussformen für die Gießereiindus-
trie geeignet. Halterner Gießereisand ist die Refe-
renz, an der Gießereisande aus anderen Lagerstät-
ten gemessen werden.
Vergleichbare Sande gibt es in Deutschland nur
sehr selten. Mit Halterner Sand werden Motorblö-
cke, Getriebeteile, Teile für Anlagenbau aber auch
für Windkraftanlagen gegossen. Aufgrund der be-
sonderen Reinheit der Halterner Sande eignen sich
diese außerdem hervorragend für die Glasproduk-
tion und für Anwendungen in der chemischen und
bauchemischen Industrie. Weil die Halterner Sande
„Alleskönner“ sind, lässt sich die Lagerstätte ohne
Abbauverluste 100 %ig nutzen und besitzt dadurch
eine maximale Ressourceneffizienz. In der Glasin-
dustrie wird der Sand zur Herstellung von Flach-
und Hohlglas, sowie von Wasserglas für die chemi-
sche Industrie und in der Gießereiindustrie zur Her-
stellung von Gussformen und -kernen eingesetzt.
Auch in vermahlender Form als Quarzmehl finden
sie ein weites Anwendungsfeld, so als Füllstoff in
Gießharzen und anderen Kunststoffen, als Schleif
- und Poliermittel sowie als Rohstoff in der kerami-
schen Industrie. Die Lagerstätte ist heute in einen
(bis Ende der 1990er Jahren waren es drei) Gewin-
nungsteichen erschlossen, den Silberseen 1.
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